Content-ID: 004|02 | Autor: Gerd | Stand: 19.11.2020 (Update)
Meine Corona Lernkurve
Und die Kurve steigt weiter …
box = nähere Details finden Sie in der Fakten-Kiste am Ende dieses Beitrags.
Kurz nach der ersten Corona-Welle hatte ich die Zeit, meine persönlichen „Learnings“ aus der Krise zu ziehen und abseits des Lockdowns auch zu hinterfragen. Das Ergebnis daraus ist: Was mir Corona vor Augen geführt hat, besitzt auch im bedrohungsfreien Leben seine Gültigkeit. Ich bevorzuge auch ohne Corona Abstand zu mir wildfremden Leuten. Die Politik bleibt unfähig oder unwillig, sich mehr als einem Thema zu widmen. Das Klima wandelt und wandelt sich und die Leute sind, grob zusammengefasst, wie sie sind. Jetzt, mitten in der 2. Pandemie-Welle, sind weitere Erkenntnisse aufgetaucht, die ich in das Leben danach mitnehmen werde.
11) Die Gesellschaft ist schon gespalten
Viele unter uns haben erst während Corona bemerkt, dass quer durch die Gesellschaft ein Riss verläuft. Aktuell aber geht es nicht mehr nur um Ansichtssachen und Wohnzimmer-Ideologien. Die Pandemie, oder besser gesagt deren Bekämpfung, hat auch den Trend zu einer Radikalisierung der Menschen massiv verstärkt. Wir erleben z.B. in Amerika einen Fundamental-Populismus, der durch eine Viertel-Million Pandemie-Opfer eher gestärkt denn infrage gestellt wurde. Aber auch der Aufbau einer Neo-Neonazi-Bewegung am Rande der Corona-Diskussion verdeutlicht den Bruch in der Gesellschaft. Dabei schlägt anarchistische Verwirrung tatsächlich Brücken zu neo-nationalsozialistischen Bürgerkriegsphantasien. Der Hass und die Verachtung demokratischer und solidarischer Grundwerte, die dabei auf die Straße getragen werden, wird tatsächlich noch Menschenleben fordern. Und die überwältigende Mehrheit der Demokratie-Befürworter*innen hat sich in den Gesinnungs-Lockdown begeben und sieht weg!
12) Systemrelevanz ist Ansichtssache
Jede Krise generiert eigene Schlagworte, wenn Kritik an ihrer Bewältigung auftaucht. Systemrelevanz ist eines davon. So waren es in der Finanzkrise in den Nuller-Jahren die großen Banken, die als systemrelevant gerettet werden mussten. Während Corona sind es die einfachen Leute in den Versorgungs- und Pflegeberufen, denen Unverzichtbarkeit attestiert wird. Und doch sind diese Beispiele ganz unterschiedlich zu bewerten. Die Bankenrettung war der Gesellschaft damals unfassbar viel Geld wert. Die Aufrechterhaltung des öffentlichen Lebens und einer wirtschaftlichen Grundleistung während Corona durch Pfleger*innen, Kassierer*innen oder Zusteller*innen gab’s hingegen fast gratis. Das weckt in mir das Gefühl, dass selbst Dankbarkeit, egal ob finanziell oder in der öffentlichen Wahrnehmung, Verhandlungssache ist. Wenn also künftig Grundleistungen zu retten sind, wird das Feilschen wieder von vorne losgehen. Selbst wenn es sich um Systemrelevantes dreht, wie Demokratie, Pflege, Pensionen u.v.m.
13) Ich habe genug von Schlagworten
Wie geht es Ihnen, wenn Sie täglich gefühlte 1.000 Mal das Wort „Lockdown“ hören? Es mag schon sein, dass es kein passendes deutsches Wort dafür gibt und es daher „alternativlos“ ist. Auf den Wecker gehen einem die „Lockdown“-Rufe der Politiker*innen und Medien allemal. Apropos „alternativlos“: Auch da geht mir der Feit’l im Sack auf. Es ist nämlich gar nichts alternativlos im Leben! Es mag schlechtere Lösungen geben oder passende Alternativen über die Zeit vergeigt worden sein. Trotzdem gibt bzw. gab es sie. So war auch der 2. Lockdown nicht alternativlos. Auch das Home-Schooling nicht, das bis Anfang April ja noch „Fernunterricht“ geheißen hatte. Aber auch Begriffe wie „Risikogruppe“, „Polizistinnen und Polizisten“, „Ausgangsbeschränkung“, „Impfgegner*innen“ oder „Verschwörungstheorie“ u.v.m. verlieren meine Aufmerksamkeit, wenn sie öfter als 20 Mal pro Tag gesagt werden. Also: Wenn ich wieder einmal eine Schlagwort-Pandemie durchstehen muss, setze ich mir Kopfhörer auf oder lese ein gutes Buch.
Gedanken zur Gesellschaft nach Corona hat sich auch Zukunftsforscher Hans Holzinger gemacht und in seinem neuen Buch „Post-Corona-Gesellschaft“ box veröffentlicht. Was aber nehmen Sie aus der Pandemie für sich mit? Ich wünsche Ihnen von Herzen, dass keine Infektion und keine dramatischen Erlebnisse darunter sind. Ich unterstelle aber, dass die vergangenen Monate und auch die nächsten für uns eine sehr prägende Zeit darstellen. Wir wissen mehr, wir ticken anders und wir haben Dinge erlebt, die ohne Krise nie zu uns durchgedrungen wären. Ich würde mich freuen, auch an Ihrer Lernkurve teilhaben zu können und lade Sie ein, mir diese via angefügtem Feedback-Formular zu skizzieren. Bis dahin wünsche ich Ihnen: Lassen Sie sich nicht runterziehen und bleiben Sie gesund!
Salzburg, 2020/11 – Gerd
box) = Fakten-Kiste
Buchtipp Post Corona
Post-Corona Gesellschaft | Was wir aus der Krise lernen sollten | Hans Holzinger | my Morawa Verlag | Wien, 2020
[Klappentext] Die Corona-Pandemie hat unseren Turbogesellschaften zugesetzt. Viele Unternehmen und große Teile des öffentlichen Lebens wurden heruntergefahren. Systemrelevant waren nicht mehr jene Banken, die in der Finanzkrise gerettet werden mussten, sondern jene Menschen, die im Bereich der Grundversorgung und der Gesundheitsberufe ihren Job machten. Der Flugverkehr kam weitgehend zum Erliegen, die von Autos überfüllten Straßen waren für kurze Zeit Geschichte. Die Natur erschien sich zu erholen, in Venedig kamen die Delfine zurück. Die Politik zeigte Handlungsfähigkeit. Viele hofften, dass wir aus der Coronakrise unsere Lehren ziehen würden. Und mit derselben Entschlossenheit auch die Klimakrise und andere Umweltkrisen angehen würden. Doch was haben wir tatsächlich gelernt? Der Nachhaltigkeitsforscher Hans Holzinger sucht darauf Antworten und er macht Zukunftsvorschläge für eine Ökonomie der Nähe. Groß ist die Gefahr, dass wir rasch wieder zum Zustand von „davor“ zurückkehren, die Pandemie nach einer kurzen Schockstarre möglichst umgehend wieder hinter uns lassen wollen. Möglich ist aber auch, das erzwungene Innehalten dazu zu nutzen, aus dem ökologisch desaströsen und kulturell fragwürdigen Hamsterrad des „Immer mehr“ und „Immer schneller“ auszubrechen. Wir können uns fragen, worauf es wirklich ankommt im Leben, wie wir neue Balancen zwischen Beruf, Familie und Freizeit finden, wie wir unsere Wirtschaften nachhaltig und fair gestalten können und eine Politik Mehrheiten findet, die dafür die passenden Regeln setzt.
Content-ID: 004|01 | Autor: Gerd | Stand: 28.05.2020
Was nehme ich persönlich mit aus der Krise
Gerade hat uns die Nachricht erreicht, dass die seit Mitte März 2020 geltenden Reisebeschränkungen in Europa ein Stück weit gelockert werden. Das könnte tatsächlich das Signal dafür sein, dass wir vorerst einmal das Gröbste überstanden haben. Aber täuschen wir uns nicht!
Die Erkrankungs- und Todesfall-Statistiken weisen in Österreich gottlob niedrige Werte auf. Die seelischen Herausforderungen sollten über den Sommer gut in den Griff zu bekommen sein. Lediglich die Kollateral-Schäden1) an den Fundamenten unserer Lebenswelten werden wohl noch längere Zeit unser Leben bestimmen. Die Arbeitswelt läuft auf Sparflamme. Die Wirtschaft hat argen Schaden erlitten. Und auch viele unserer lieb gewonnenen Gewohnheiten werden wohl länger nicht wie üblich zu konsumieren sein. Zudem können die Lockerungen des „Shut Downs“2) jederzeit wieder zurückgenommen werden.
Schon jetzt boomt der Markt für Post-Corona-Orakel3). Die Zahl der politischen Wünsche an die Zukunft und geschäftsträchtigen Weissagungen steigt exponentiell4). Doch für konkrete Vorhersagen, wie die Welt nach Corona aussehen wird, ist es wohl noch zu früh. Aber es schadet nicht, unsere Lernkurve aus der Krise zu überprüfen. Was haben wir bisher gelernt und was nehmen wir persönlich mit in die Zukunft?
1) Kollateral-Schäden = begleitende Schäden
2) Shut Down = englischer Ausdruck für das Herunterfahren eines Systems
3) Post-Corona-Orakel = gemeint sind vage Vorhersagen für die Zeit nach der Corona-Krise, dazu entsteht gerade ein eigener Blog-Beitrag
4) Exponentiell = prozentuale (in diesen Zusammenhang steile) Veränderung von Werten
Meine Top 10 Lerneffekte …
… die mir das Corona-Virus neben all seinen negativen Einflüssen auf mein Leben beschert hat. Weitere werden folgen:
1. Körperliche Distanz ist sehr okay!
Ich bin jemand, der sich nicht gerne in Menschenmengen aufhält. Das ist nicht nur bei Großveranstaltungen der Fall. Auch der schnelle Körperkontakt, den Menschen im Bus, auf der Rolltreppe, an der Bar oder beim Vordrängeln anbieten, ist nicht meins. Seit einigen Wochen aber kenne ich meine Wohlfühlzone ganz genau. Es ist so zirka ein Baby-Elefant, den ich auch künftig zwischen mir und wildfremden Menschen haben möchte. Eine imaginäre Knautschzone, die mich vor unangenehmen Drängeleien, schlechtem Atem und herumwirbelnden Schultaschen schützen soll. Na hoffentlich halten sich die Menschen auch nach Corona daran …
2. Die Klimaforschung hat doch recht
Die Corona-Pandemie gewährt uns tatsächlich einen kurzen realen Einblick in die Faktenlage zur Klima-Diskussion. So als hälfe uns der Seuchengott als Wiedergutmachung einer Krise bei der Bewältigung einer anderen. Er zeigt uns, dass der Mensch mit seinem Lebensstil aktiv an der Beschleunigung der Klimakatastrophe mitwirkt. Wir erleben gerade den empirischen1) Nachweis, dass die einfache Formel weniger Globalisierung = weniger Umweltschäden ebenso unumstößlich zu sein scheint wie die Einsteinsche Relativitätstheorie2). Dass der Klimawandel auch ohne menschliches Zutun stattfindet, ist uns schon länger klar. Dass wir Menschen aber in der Lage sein müssten, ihn entscheidend hinauszuzögern, ist die Botschaft von Corona.
1) empirischer Nachweis = eine aus Beobachtung gewonnene Erkenntnis
2) Albert Einstein (dt. Physiker) und seine bahnbrechende Formel e=mc2, die besagt, dass jegliche Materie aus Energie besteht und umgekehrt. Sie wird oft als Beispiel für eine unumstößliche wissenschaftlich Erkenntnis verwendet, die auch für zukünftige Entwicklungen Gültigkeit besitzt.
3. Sogar der Populismus1) hat Grenzen
Lange bevor wir die exponentielle Entwicklung der Corona-Fallzahlen in Österreich live mitverfolgen durften, hat sich eine andere Seuche weltweit rasant breit gemacht: Populismus in seiner fiesesten Form. Populismus ist nicht minder ansteckend als das Corona-Virus und genauso tödlich, wenn auch meist für andere als die Infizierten. Dass aktuell ein mikroskopisch kleiner Erreger den üblicherweise großspurigen Populist*innen die Grenzen aufzeigt, ist zwar kitschig, aber überfällig. Aktuell lernen wir, dass die Politik der alternativen Wahrheiten dann an ihre Grenzen kommt, wenn es um das Einlösen von Ankündigungen geht. Das ist wenigstens eine positive Nachwehe der Corona-Pandemie.
1) Populismus als politischer Stil setzt oft auf Abgrenzung der eigenen zu anderen Nationen oder Gruppen, eine Emotionalisierung der Menschen über Bedrohungsszenarien, die Verfälschung bzw. Leugnung von Fakten, eine scharfe, stark überzeichnende Rhetorik und jeglichen Verzicht auf Skrupel (= Hemmungen, Gewissensbisse)
4. Wir machen gerade einen Crashkurs1) in Komplexität
Die Pandemie offenbart uns aktuell bis ins Kleinste, wie unsere Gesellschaft und die Systeme, die wir zu unserem Wohl geschaffen haben, ticken. Corona breitet dabei hochkomplexe Themenfelder wie die Wirtschaft, die Politik, oder die Gesellschaft wie Organe auf dem Seziertisch vor uns aus. Wir sehen endlich die Zusammenhänge und die Schwachstellen, aber auch die Stärken und Ansatzpunkte für Verbesserungen. Wir erkennen die Fehler der Vergangenheit und mit etwas Fantasie auch jene, die es in Zukunft zu vermeiden gilt. Corona ist aber auch ein Lehrbuch für die dunkle Seite der Macht, wenn es um das Initiieren von Krisen, das Aushebeln der Märkte und das Schüren internationaler Konflikte geht.
1) Crashkurs = Unterricht, in dem Wissen schnell und kompakt vermittelt wird
5. Wir sind over-newsed, but under-informed1)
In der ersten Phase der Corona-Krise in Österreich schien alles perfekt zu laufen. Die Politik und Wissenschaft haben uns über alle Medien-Kanäle mit den wichtigsten Informationen versorgt. Wir wussten, was Sache ist und wie es weiter gehen soll. Damit schaffte man Vertrauen und Sicherheit! Das jedoch hat sich nach dem „Herunterfahren des Staates“ Mitte März schlagartig geändert. Hier scheint der Zeitpunkt zu liegen, ab dem im Handbuch für Krisen keine Patentlösungen mehr stehen. Seitdem strapaziert eine wahre Flut an Pressekonferenzen mit hohem Werbewert, jedoch abnehmendem Erkenntnisgewinn die Geduld der Menschen. Und die Medien spielen mit: Die Corona-Dauerschleife ohne zählbarem Mehrwert steigerte wieder den Frust und die Unsicherheit.
1) englisch, Schlagwort für zu viele Nachrichten (Sendungen), aber zu wenige greifbare Informationen
6. In vielen von uns steckt das Hausmeister-Gen
Beobachten, anstänkern und melden. So etwa stelle ich mir stark überzeichnet die Rolle eines klassischen 70er-Jahre Hausmeister-Ehepaares vor. Ich weiß, es handelt sich dabei um ein bösartiges Klischee ohne realem Bezug. Es beschreibt aber treffend die neue Berufung vieler durch die Pandemie in ihre Häuslichkeit zurückgedrängter Menschen. Immerhin gilt es in Zeiten von Corona Leben zu retten. Da kann es nicht falsch sein, fragwürdig erscheinende Menschen auf „Gefährder*innen-Verhalten“ zu checken und wenn sie nicht spuren auch anzuzeigen. Ich dachte zwar, diese zweifelhafte Art des Dienstes an der Gesellschaft wäre mit Ende des Zweiten Weltkrieges oder dem Zerfall des Ostblocks ausgestorben. Ist sie aber nicht!
7. Die Politik ist nicht multitasking-fähig
Klar, es gibt viele Menschen, die mehrere Aufgaben gleichzeitig erledigen können. Das nennt man Multitasking. Scheinbar aber endet diese Fähigkeit dann, wenn es darum geht, sich mehreren drängenden Querschnittsthemen1) simultan zu widmen. Corona ist so eine Querschnittsmaterie, die unser Leben an allen Ecken und Enden beeinflusst. Die drohende Wirtschaftskrise ebenso wie auch der Klimawandel, die Globalisierung, die Bildung und vieles mehr. Um unsere Gesellschaft angesichts dieser komplexen Vernetztheit der Krisen sicher in die Zukunft zu leiten, bräuchte es einen gesamtheitlichen Lösungsansatz. Der aber ist nicht in Sicht. Eine Krise nach der anderen abzuarbeiten ist definitiv zu wenig. Das sollten wir im Jahr 2020 besser können!
1) Querschnittsthemen = große Aufgabenstellungen, die wechselnden Einfluss auf viele Bereiche haben
8. Wahre Kreativität lebt im Verborgenen
Anfangs war es lustig, jenen Menschen, die aus dem Büro in ihre Wohnung ausgelagert wurden, auf Social Media beim Ausgelassen-sein zuzusehen. Irgendwann aber hätte ich mir die Beiträge über Kinder, Hunde, Schnitzerl, Pfitschi-Goggerl1), NMS-Masken oder Füße im Sonnenuntergang lieber erspart. Dann aber kam die Zeit, in der aus der lähmenden Langeweile heraus teilweise wunderbare Ideen geboren wurden. Ob kollaborative2) Musik-Formate auf sozialen Medien oder Geschäftsideen, die klein beginnen, es aber nicht bleiben müssen. Ob kreative Ansätze zur Überwindung menschlicher Distanz oder überraschende Bekenntnisse für eine bessere Welt. Ich liebe den Ideenreichtum der Menschen – auch wenn er viel zu selten ans Licht kommt.
1) Pfitschi-Goggerl = sehr einfaches Tischfußball-Spiel, bei dem man mit einem Geodreieck und einer größeren Münze (Spieler*in) eine kleinere Münze (Ball) in ein gegnerisches Tor bugsieren muss.
2) Kollaboration = Zusammenarbeit
9) Millionen Teamchefs haben jetzt einen Nebenjob
Es gibt in Österreich 3,4 Millionen Männer zwischen 16 und 76 Jahren. Ich gehe davon aus, dass knapp 90% davon Fußball-Experten und damit potenzielle Teamchefs sind. Also Leute, die sich mit dem Sport identifizieren. Profis, die mit massenhaft Expertise ausgestattet per Zuruf von der Tribüne aus Einfluss nehmen wollen. Jetzt aber pausiert der Fußball. Also wohin mit dem Fachwissen, vor allem aber mit dem Fluch, alles besser zu wissen, aber keiner hört zu? Irgendwie bietet sich da Corona an. Immerhin wurden wir über die Medien rasch zu Expert*innen gemacht. Es ist daher unsere Pflicht, hinter Gesichtsmasken hervor, via Leser*innen-Briefe oder von Balkonen herab die entscheidenden Tipps in die Welt zu tragen. Übrigens, je männlicher, desto lauter, selbstbewusster und kompromissloser. Und ich nehme mich da selbst nicht aus!
10) Mit der Natur ist nicht zu verhandeln
Wir verfallen gerne in Verzweiflung, wenn uns die Natur mit extremen Phänomenen schmerzhafte Opfer abringt. So als würde die Natur als Stellvertreterin Gottes uns für etwas bestrafen wollen, was wir bis zuletzt doch leugnen würden. Z.B. unser Leben im Übermaß oder dass wir unsere Nächsten nie so lieben könnten wie uns selbst. Aber keine Angst, das müssen wir nicht. Vielmehr gehört Corona ebenso wie BSE, Tsunamis, Kometeneinschläge oder Schwarze Löcher zum evolutionären Alltag des Universums. Wir sind den Elementen dieser Erde ziemlich egal und ausgeliefert. Bedenken wir das bitte, wenn Mr. Trump, Mr. Johnson oder die Herren Kurz und Kogler uns künftig weismachen wollen, sie hätten ein Mandat, um sich mit Seuchen, Unwettern oder dem Klimawandel an den Verhandlungstisch zu setzen.
To be continued (= engl. für wird fortgesetzt) …
Salzburg, 2020/05 – Gerd
Hinweise
Amerika nach der Wahl: Abermillionen infizierte Menschen, > 250.000 Todesopfer und ein Corona-Leugner wird fast Präsident.
Neo-Neonazis: Im Soge der Pandemie haben die Neonazi-Sympathisant*innen neuerdings regen Zulauf aus dem Eck der Corona-Leugner*innen.
Lese-Tipps:
Post-Corona Gesellschaft | Was wir aus der Krise lernen sollten | Hans Holzinger | my Morawa Verlag | Wien, 2020
Link-Tipps:
Wienerzeitung.at: https://www.wienerzeitung.at/meinung/gastkommentare/2070391-Die-Post-Corona-Kultur.html »
Bundeszentrale für politische Bildung (de): https://www.bpb.de/politik/innenpolitik/coronavirus/307394/gesellschaftspolitische-folgen »
Der Standard: https://www.derstandard.at/story/2000121169394/wie-die-pandemie-die-gesellschaft-spaltet »
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