Das Corondom

Content-ID: 073|01 | Autor: Gerd | Stand: 11.11.2021

Das Corondom

Schützen vor ungewolltem Covid

Kann man Corona mit Sex vergleichen? Ja, zumindest dann, wenn man sich mit dem Schutz vor ungeplanten Folgen auseinandersetzt. Beim Sex gibt es beispielsweise eine Reihe gesellschaftlicher Konventionen. Verstöße dagegen sind zumindest verpönt, meist sogar strafbar. Vergleichbare Regeln bei Corona werden hingegen noch sabotiert. Dabei ist es seit Urzeiten ein Grundbedürfnis der Menschen, sich zu schützen. Seitdem wir investieren können, tun wir das in die Vorhersage und die Abwehr von Ungemach. Freiwillig aber scheinen wir das nur für uns selbst zu tun. Egal, ob es um das Klima, wirtschaftliche Bedrohungen, Rechte oder die Gesundheit geht. Es stehen oft nur das eigene Weltbild und Wohl im Vordergrund. Seien wir uns ehrlich: Wenn es eng wird, sind und bleiben wir auf uns selbst fokussiert. Das ist menschlich, steht aber der Lösung eines gemeinsamen Problems im Wege.

Die Mehrheit unter uns unterstützt gerade mal den Kampf für die eigene und der eigenen Kinder Zukunft. Dabei wird erwartet, dass sich selbst zuerkannte Rechte durch die Pflichterfüllung anderer gewahrt bleiben. Deshalb fordern wir Solidarität für unsere Anliegen in einem Ausmaß, das nicht alle zu geben bereit sind. Mehr noch: Wir stilisieren allfällige Auseinandersetzungen zu gesellschaftlichen Krisen hoch. Das beschert uns Unterstützung auf unseren Ego-Trips und erhöht die Chance, nur ja nicht nachgeben zu müssen. Lieber ewig querschießen als einmal nur die zweite Geige spielen. Das, und nicht irgendwelche Deltavarianten, ist schuld daran, dass wir in einen zweiten Covid-Winter taumeln, der uns viel abverlangen wird. Dabei wäre alles so einfach! Man müsste sich nur an den Grundregeln für einvernehmlichen Sex orientieren. Die sorgen dafür, ein Mindestmaß an geteilter Verantwortung im Umgang mit Nähe zu etablieren. Und schon wäre Covid Geschichte.

Mein Revier, meine Regeln

Immer wenn es intim wird, also wenn mir Menschen näherkommen, als ein Babyelefant lang ist, bestehe ich auf ein Corondom. Das ist meine scherzhafte Bezeichnung für die FFP2-Maske, in Anlehnung an ein Kondom. Beides sind Rückhaltesysteme, die man sich zum eigenen und anderer Schutz überstülpen kann. Das eine über die Mund-Nasen-Partie, das andere etwas weiter unten. Diese Regel gilt für jede Person innerhalb meiner Wohlfühlzone. Niemand sollte sich etwas einfangen, was ihr oder ihm das restliche Dasein vermiesen kann. Abstand und Spuckschutz sind nun einmal – weit vor einer Impfung – die wirksamsten Mittel gegen eine Ansteckung mit dem Corona-Virus. Darin besteht tatsächlich die gesuchte Parallele zu einvernehmlichem Sex. Vorsorge und Verhütung ist auch hier die Sache beider. Nur erkennbares Verantwortungsbewusstsein begründet Vertrauen. Und „NEIN“ ist ein ganzer Satz, der vom Gegenüber bedingungslos zu akzeptieren ist. Passt das alles, dann steht einer gemeinsamen Zeit nichts im Wege.

Warum aber fällt es während Corona vielen so schwer, sich an die einfachsten Regeln für den Umgang mit Nähe zu halten? Ein Grund dafür ist sicherlich die Verkrampftheit, mit der in der Gesellschaft mit der Pandemie umgegangen wird. Damit möchte ich nicht dazu aufrufen, die Bedrohung zu verharmlosen – ganz im Gegenteil! Ich verweise lediglich darauf, dass die Menschen eher für etwas zu gewinnen sind, wenn Produkten, Problemlösungen oder Vorschriften auch ein spielerischer, humoristischer und kreativer Touch mitgegeben wird. „Gamification“ nennt die Marketing-Industrie diesen Ansatz, Markt-Mechanismen in Spiele-ähnliche Formate zu übersetzen. Das bietet höhere Anreize, vereinfacht das Regelwerk und fordert die Menschen positiv heraus, sich mit einem Thema auseinanderzusetzen. Dem gegenüber nimmt es vielen Leuten die Angst und löst hinderliche Fantasielosigkeit und Verklemmtheit auf. Was sich im Sex-Business mehr und mehr durchsetzt, fehlt in der Corona-Industrie noch gänzlich. So banal es klingen mag, Sex-Spielzeug im Adventkalender-Format oder Kondome mit Struktur entkrampfen ein Thema, das lange viel zu dramatisch besetzt war. Deshalb fordere ich: Jeder und jedem, wie sie oder er möchte, jedoch nie ohne Einvernehmen mit anderen Betroffenen. Das wäre doch ein Umgang, der auch im Corona-Alltag guttäte, oder?

Mehr Spaß im Kampf gegen das Virus!

Der souveräne Umgang mit Corona und knisternde Erotik haben mehr gemeinsam, als manche glauben möchten. So wurden die Techniken für Cyber-Sex in Form von Home-Officing & Co eins zu eins ins Pandemie-Leben übertragen. Auch eine medizinische Strategie gegen ungewollte Nebenwirkungen gibt es bereits für beides. Was beim Liebemachen die Anti-Baby-Pille oder „Schnipp-Schnapp“ können, bewirkt gegen Corona eine Impfung. Erst eine, dann eine zweite und neuerdings sogar eine Booster-Injektion. Dieser Begriff erinnert zwar etwas an Viagra, ist aber ausschließlich dem Immunsystem gewidmet. Und das recht wirksam. Da aber nicht alle Menschen ihren Ärzten vertrauen, sind auch andere Verhütungsmittel hier oder Nicht-Ansteckungsmethoden dort gefragt. Wer also nicht auf sexuelle bzw. soziale Selbstversorgung umstellen möchte, braucht Alternativen für wirksamen Kontakt-Schutz bzw. aerosolfreies Nähe-Management. Und spannende Ideen, die Schwung in den, durch „Distancing“ so schwierig gewordenen, sozialen Austausch mit der Umgebung bringen. Eigentlich braucht es aber gar keinen Bezug zu Erotik. Mehr Spiel und Spaß würden vollends ausreichen, lockerer durch den Pandemie-Alltag zu manövrieren.

Anstellen mit Spaß

Warum z.B. hat noch niemand ein Corona-Anstell-Spiel erfunden? Jedes Mal, wenn Sie sich irgendwo anstellen müssen, rufen Sie „Eins“ und einen Begriff, der mit dem Produkt oder der Leistung zu tun hat, für die Sie sich in die Reihe begeben haben. Jene Person, die vor Ihnen steht, ruft dann eine „Zwei“ und einen passenden Begriff, der den letzten Buchstaben Ihres Wortes am Anfang stehen hat. Und so weiter. Ihre Wortkette endet dann, wenn jemand nicht mitmacht oder Menschen erreicht, die bereits bedient werden. Da sich nach Ihnen weitere Personen anstellen, steigt die Zahl, mit der Sie am Spiel teilnehmen. Je länger die Schlange, desto höher die letzte Zahl. Ziel ist es, die höchste Zahl „ever“ beim Anstellen zu erreichen. Guter Tipp: Aktuell sind die Schlangen vor Impfzentren recht lange.

Befindlichkeitsmasken

Wann wird die Bundesregierung endlich Gratis-FFP2-Maksen auflegen, die passend zur eigenen Stimmungslage getragen werden können? Ein aufgedruckter Mund mit einer der Botschaften „lächelnd = bin gut gelaunt“, „gekniffen = bin beschäftigt“, „traurig = es geht mir nicht so gut“ oder „zähnefletschend = spiel dich, verkühl dich“ kommuniziert ganz von allein. Ziel ist es, möglichst viele Kontakte und Small-Talks mit gleichgelaunten Menschen zu bekommen. Das führt garantiert oft dazu, dass Motive, die miese Launen ausdrücken, gewechselt werden müssen.

Egal welche Regeln, Tricks und Spielchen Sie sich ausdenken, um mit anderen Menschen Spaß zu haben: Humor ist besser als Verbissenheit. Vermeiden Sie „Granteln“, kommunizieren sie mit allem, was Sie haben (Mimik, Sprache, Handlungen) und verströmen Sie Zuversicht und Offenheit. Also, Corondom umstülpen, etwas Abstand halten und rein ins Vergnügen!

Salzburg, 11|2021 – Gerd

Hinweise

Corondom = Wortkombination aus Corona und Kondom als Synonym für die FFP2-Maske

Schnipp-Schnapp = Umschreibung einer Vasektomie = das Durchtrennen der Samenleiter beim Mann

Konvention = Übereinkommen

Distancing = englisch für aktives Abstand halten

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