
Content-ID: 049|01 | Autor: Gerd | Stand: 6.5.2021
Ein Jahr unbehagen.at
Zwei Blicke nach vorne, einer zurück
RÜCKSCHAU: Es ist tatsächlich schon ein Jahr her, dass ich mich mit meinem Blog unbehagen.at in die Öffentlichkeit gewagt habe. Und ich fühle noch immer, dass diese Entscheidung eine richtige war. Immerhin bin ich mit dem Ziel gestartet, Themen am Köcheln zu halten, die in der Gesellschaft für Unwohlsein und Unsicherheit sorgen. Dazu wollte ich Informationen sammeln, aufbereiten und in die Sprache der Allgemeinheit übersetzen. Das, gepaart mit vertiefenden Schlussfolgerungen und kritischen Fragen, sollte dort wirken, wo die Faktenlage dünn ist und die Diskussion intransparent läuft. Diese redaktionellen Aufgaben habe ich, im Nachhinein betrachtet, ganz gut gelöst. Ich weiß das deshalb, weil ich neben anonymen Leser*innen auch Personen erreicht habe, die für ein Feedback und einen direkten Austausch zur Verfügung gestanden sind – DANKE!
Dass unbehagen.at als einer von rund 600 Millionen Blogs weltweit nie zu den meistgeklickten gehören wird, ist zu verkraften. Abgesehen von meiner eher dürftigen Influencer-Aura, ist auch der Fokus auf das Unbehagliche, also das Miese im Leben, kein wirklicher Bringer, um User*innen spontan vorbeisurfen zu lassen. Zudem hat mit Corona ein medialer Blockbuster die Welt dominiert, der vieles überlagert hat. Ich sehe das nicht nur in der Bevölkerung, sondern leider auch bei den Verantwortlichen in der Politik und der Öffentlichkeit. Wären tatsächlich alle Beschäftigten im Auftrag des Staates und der Länder mit der Bekämpfung der Pandemie beschäftigt gewesen, wäre sie längst gebändigt. So bleibt, in einem letzten Blick zurück, nur mehr die Frage offen, was jene Personen getan haben, die sich um andere Themen hätten kümmern sollen?
Zwei gute Vorsätze fürs nächste Jahr
VORSCHAU 1: Kürzer, direkter, rotziger!
Die Zeit des langatmigen Erklärens sollte, nach einem Jahr unbehagen.at, endgültig vorbei sein. Künftig rückt in meinen Beiträgen kritischer Journalismus mehr in den Vordergrund. Für ergänzende Fakten, Hintergründe und Zusammenhänge zu einem Thema wird ab sofort die „Fakten-Box“ inhaltlich aufgewertet. Das schafft den nötigen Raum, um zu provozieren und gegenüber den Führungskräften dieser Welt unbequemer aufzutreten. Es braucht einfach mehr Selbstbewusstsein im Kampf gegen das wachsende Unbehagen in der Gesellschaft. Wer jedoch denkt, dass das nur respektlos und untergriffig möglich wäre, irrt! Für unbehagen.at bleibt der wertschätzende Umgang auf Augenhöhe mit den Eliten aus Politik und Wirtschaft verbindlich. Das wird sich auch im kritischen Diskurs und bei der Forderung nach Offenheit und Transparenz nicht ändern. Voraussetzung ist natürlich, dass auch seitens der Angesprochenen weiter Respekt und eine entsprechende Informationskultur geboten wird.
VORSCHAU 2: Die Kraft der Unsichtbaren!
Ich habe über unbehagen.at Menschen kennengelernt, die es trotz fundierter Meinung, beeindruckendem Wissen und rascher Auffassungsgabe nicht bei jeder Gelegenheit vor laufende Kameras zieht. Sie bieten zu vielen Themen ein breites, jedoch ungehörtes Repertoire an praktischen Lösungsansätzen. Um mitzureden, braucht es nämlich nicht zwingend zertifizierte Bildung. Vielmehr bieten gelebte, praktische Erfahrung und eine pragmatische Sicht der Dinge oft wertvollere Einblicke in komplexe Themenwelten als halb-wissenschaftliche Erklärungsversuche. So besitzt für mich der Austausch mit Betroffenen, egal zu welchem Thema, weit mehr Relevanz als die Hochglanz-Konzepte ideologisch vereinnahmter Thinktanks und parteinaher Spin-Doktor*innen. Daher wächst aus unbehagen.at gerade eine spannende Crowd-Idee. Ich möchte die praktischen Erfahrungen möglichst vieler Menschen außerhalb ideologischer Blasen und abseits des medialen Rampenlichts kennenlernen. „Zweite Meinung“ heißt dieses Format, das der Politik eine Sicht der Dinge erschließen kann, die in gesunder Konkurrenz zu den Ratschlägen zwar blitzgescheiter, jedoch nicht selbst betroffener Berater*innen stehen. Noch ist dieses Projekt ein Plan: Mal sehen, was aus der Idee tatsächlich entstehen kann.
Bleibt noch, mich bei den Leser*innen von unbehagen.at für das bisher gezeigte Interesse und den regen Austausch zu bedanken. Danke auch den Ansprechpartner*innen in der Politik, der Wirtschaft und bei den Medien für das Bereitstellen von Informationen und Meinungen bisher. Ich freue mich schon auf das nächste Jahr als Blogger gegen das Unbehagen. Es wird für einige Personen zwar unbequemer, für die Allgemeinheit aber vielfältiger und spannender werden als das vergangene.
Salzburg, 05|2021 – Ihr Gerd Sendlhofer
PS – post scriptum:
Weil es aktuell ohne Prognosen für Post-Corona scheinbar noch nicht geht, hier meine Top 3-Vorhersagen für die Zeit nach der Pandemie:
Im Sommer 2021 steigt die Zahl der ungewollten Schwangerschaften stark an. Das ist nicht zynisch gemeint, sondern eine Erinnerung, in der erwarteten „Alles-ist-wieder-erlaubt-Euphorie“ kühlen Unterleib zu bewahren.
Spätestens im Herbst 2022 explodiert in Österreich der Gebraucht-Markt für Tourenschi und Mountainbikes.
Ab 2023 wird es (wie nach 1945) wieder eine Menge Leute geben, die bei (Neo-)Nazi-Aufmärschen nicht dabei gewesen sein wollen.
Hinweise
Der erste Beitrag auf Unbehagen wurde am 7.5.2020 freigeschalten. Seither wurden 48 weitere Beiträge veröffentlicht, die sich überwiegend auf Themen bezogen, die bei mir und vielen Leser*innen eine Gänsehaut des Unbehagens erzeugt haben. Die Reaktionen der Leser*innen waren teilweise gemischt, jedoch immer konstruktiv, anregend und auf einen positiven Austausch ausgerichtet. Danke dafür und das vermittelte Gefühl, vieles richtig gemacht zu haben.
Link-Tipps
Die Top 3 geklickten Beiträge aus dem ersten Jahr von unbehagen.at.
Comeback mit Öko – Durchstarten nach Corona: https://unbehagen.at/comeback-mit-oeko/ »
Game Over – Ein Plädoyer gegen den AMS Algorithmus: https://unbehagen.at/game-over/ »
Juristische Scheinheiligkeiten – Kritik am Bleiberecht: https://unbehagen.at/juristische-scheinheiligkeiten/ »
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