S-Link EXTRA | G | Grundlinien im Projekt

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag 05 | 12.9.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

Meinungsmacher*innen

Wer was zum S-Link-Projekt verbreitet

Bitte treten Sie zurück. Nur einen Schritt und betrachten Sie die Auseinandersetzung um den S-Link mit etwas Abstand. Was oder genauer gesagt wen sehen Sie, der oder die sich in die Diskussion um einen Tunnel (oder keinen) einbringt? Was könnten deren Motive sein, welche Erwartungen sind im Spiel und mit welcher Strategie verfolgen diese Personen ihre Ziele? Ich bin bei dieser Übung auf gleich mehrere Anspruchsgruppen gestoßen, die sich mit dem S-Link respektive dem geplanten Loch unter der Stadt beschäftigen.

Dazu sei vorausgeschickt, dass es den meisten Menschen in diesem Zusammenhang tatsächlich nur um den Tunnel geht. Das neu ausformulierte Gesamtkonzept namens „Mobilitätslösung“1) ist nämlich gar nicht neu und steht für die Mehrheit ohnehin außer Diskussion, wäre da nicht der S-Link. Es geht also trotz Namensänderung und Marketing-Geplänkel weiter um jenen Teil des Projektportfolios, der aus meiner Sicht KEINE nennenswerte Rolle für die Salzburger Verkehrslösung der Zukunft spielen wird. Davon aber sind nicht alle Beteiligten, Betroffenen und Mitdenkenden überzeugt. Verschaffen Sie sich daher selbst einen Überblick zum Match um die Deutungshoheit. Lernen Sie jene Lager kennen, die zurzeit besonders aktiv für Bewegung im Meinungspool sorgen.

Klarstellung: Alle politischen Parteien, Initiativen und sonstigen Teilnehmer*innen an der laufenden S-Link-Diskussion haben natürlich das Wohl der Menschen im Sinn. Daher gilt für jede involvierte Person an dieser Stelle die Unschuldsvermutung, sollte ich mit den folgenden Ausführungen unbeabsichtigt den Verdacht schüren, es wäre nicht so.

Ich möchte Sie an dieser Stelle dabei unterstützen, die Beweg- und Hintergründe von Personen und Gruppierungen für ihre jeweiligen Argumente pro oder kontra S-Link herauszufinden. Dazu beschreibe ich jene Motive, die in den Gesprächen zum S-Link am öftesten genannt wurden. Jetzt ist es Ihre Aufgabe, diese Storys den Meinungsmacher*innen im Projekt zuzuordnen. Egal ob politische Partei, Familienmitglied, Privatperson, Bürger*innen-Initiative, Unternehmen etc.: Warum, glauben Sie, machen diese Stimmung für oder gegen den S-Link-Tunnel?

Die wichtigsten Plots zur S-Link-Meinungsmache

Ende der Durststrecke: Nach den Niederlagen bei der ersten Abstimmung zum S-Link und zur Mönchsberggarage brauchen wir jetzt dringend einen Sieg – koste es, was er wolle.

Geld ist kein Thema: Die Kosten für den Tunnelbau spielen keine Rolle. Der Bund übernimmt 50 % der Investitionen (von mindestens 2 Mrd. Euro, Anm.). Das muss den Wähler*innen als Erfolg verkauft werden, egal wie wir den Rest der Kohle zusammenkratzen.X)

Leadership: Die meisten Bürger*innen sind (bis auf uns selbst) intellektuell nicht in der Lage, das Projekt beurteilen zu können2). Ergo müssen wir sie zu ihrem Glück zwingen.

Opportunismus: „Lebensqualität“, „Radweg-Stadt“ und „Generationenprojekt“ klingen besser als „Bedürfnisse“, „Kosten“ oder „Suche nach effektiven Alternativen“.X)

Studie gegen Studie: Es gibt berechtigte Zweifel an der versprochen positiven Wirkung des S-Link auf die Verkehrssituation in und rund um die Stadt Salzburg.X)

Marketing-Fake 1: Die als neu präsentierte „Salzburger Mobilitätslösung“ des Salzburger Verkehrsverbundes ist nicht neu. Es stand (teilweise) schon bisher als Elefant im Raum, wenn zum S-Link diskutiert wurde.X)

Marketing-Fake 2: Das als „Mobilitätslösung“ präsentierte Gesamtverkehrskonzept der Landesregierung ist gar nicht „gesamt“. Es fehlen jede Menge Details zu den on top zu planenden Projekten.

Marketing-Fake 3: Das als „Mobilitätslösung“ präsentierte Gesamtverkehrskonzept der Landesregierung vermittelt den Eindruck eines Hütchenspiels: Viele bunte Hütchen, rundherum „großer Zirkus“, aber unter einem der Hütchen befindet sich ein dickes faules Ei – der S-Link.

Milliardengrab 1: Die Investitionskosten für das Projekt sind zu hoch. Daher mutet es komisch an, dass sich niemand auf die Suche nach alternativen, günstigen Lösungen begibt.X)

Milliardengrab 2: Die laufenden Kosten für den gesamten öffentlichen Verkehr summieren sich weiter auf. Es geht beim S-Link um mehr als (nur) die Erhaltungskosten der Bahninfrastruktur. Es umfasst auch die Verwendung öffentlicher Gelder für defizitäre Öffi-Unternehmen.X)

Falsche Richtung: Es braucht eine verstärkte West-Ost-Achse, keine zusätzliche Nord-Süd-Verbindung (S-Link, Anm.).

Alternativlos: Es muss eine Eisenbahn sein und es gibt eben keine „Eisenbahn-Alternativen“.X)

Nicht alternativlos: Da das Gesamtverkehrskonzept nicht nur Eisenbahnen umfassen kann, sondern alle Verkehrsangebote (ja, auch Autos, Anm.), ist die Zahl an Alternativen durchaus nennenswert.X) Es sucht nur niemand danach.

Wir sind wir: Der S-Link ist ein Salzburger Projekt (Salzburg AG plus Tochterunternehmen, Anm.). Daher muss er kommen – und zwar ohne ÖBB, ohne Zukunftsgedöns und vor allem ohne finanzielles Risiko für die Salzburg AG (Rettungsschirm aus Steuergeld, Anm.).

Sollten Sie selbst noch Plots zur S-Link-Diskussion haben, die mir noch nicht erzählt wurden, senden Sie sie mir bitte via Mail-Formular zu. Es ist echt spannend, was in diversen Runden bzw. Blasen so erzählt und als Faktum verkauft wird.

Salzburg, 9/2024 – Gerd

1, 2, 3, ...) Quellen und Erläuterungen zum Text
X) Siehe verwandte/weiterführende Blog-Beiträge

Passend bzw. vertiefend zu diesem Beitrag finden Sie in diesem Blog folgende Texte:

008 Wahltaktische Eigentore » | Was tun politische Parteien, wenn sie Bürger*innen sensibilisieren wollen? Sie starten einen Wahlkampf.

009 Was kostet ein Tunnel? » | Die Kosten für die Tunnelstrecke sind am Tisch. Aber, halten sie auch

010 Was kostet eine Verkehrslösung? » | Was, wenn die 2,2 Mrd. Euro für den S-Link nur 20 % der Gesamtkosten wären?

013 Worum geht es wirklich? » | Bei der kommenden Abstimmung geht es trotz aller anderslautenden Ankündigungen nur um den Tunnel.

016 Studie vs. Studie » | Es sind einige Studien zum S-Link im Umlauf. Was davon können sie glauben und wo ist Skepsis geboten?

019 An Alternativen reich » | Es braucht vor allem mehr Smartness als Alternative zum S-Link und kein anderes Mega-Bauprojekt.

020 Es ist eine Eisenbahn » | Was man über Eisenbahnen generell und jene durch Salzburg im Speziellen wissen sollte.

Finanzierungsfragen: in Arbeit

Was kostet öffentlicher Verkehr: in Arbeit

Zum gemeinsamen Erarbeiten von Alternativen zum S-Link und innovativer, visionärer Mobilitätskonzepte finden Sie in diesem Blog spezielle Denksportaufgaben.

Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040. Stellen Sie sich dabei vor, wie wir als Gesellschaft am sichersten dort hinkommen. Ich gebe Ihnen in diesem Blog dazu ein paar Denkanstöße, nicht mehr und nicht weniger.

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