KOMMENTAR | Content-ID: 119|01 | Autor: Gerd | Stand: 6.4.2023
Vorfreude
Die neue Lust auf die warme Jahreszeit
Endlich, es ist Sommerzeit, die Temperaturen steigen tendenziell und die Natur entsteigt ihrer Winterruhe mit unbändiger Kraft. Nicht nur die Vorfreude auf den Gemeinschaftsgarten, auch die auf einen politischen Frühling bei den Salzburger Landtagswahlen im April 2023, ist Nahrung für die Seele. Und die braucht es. Der lange Winter, die kurzen Tage, das matte Licht und die Kälte haben schwer aufs Gemüt gedrückt. Nicht so schwer, wie die wirklichen Probleme der Erde und der Menschen auf ihr, aber doch.
Irgendwie haben sich die Schieflagen auf der persönlichen Seite und auf jener der Allgemeinheit gegenseitig befeuert. Ehrlich, wie soll man beispielsweise mit der aktuellen Hängepartie beim Klimaschutz umgehen, wenn eine bzw. einen die eigene Psyche auf den Boden drückt? Oder mit der schöngefärbten Hilflosigkeit der westlichen Regierungen im Ukrainekonflikt, der Teuerung, den toten Menschen im Mittelmeer und den hirnlosen Presseaussendungen einzelner Politiker*innen. Zumindest dann, wenn es sich dabei um Brandschriften handelt, die eher Zeugnis für den intellektuellen Niedergang dieses Landes ablegen, als irgendetwas von Belang zu erzählen. Klar, was die Politiker*innen betrifft, gilt natürlich die Unschuldsvermutung. Aber so geht es nicht weiter. Es braucht wieder etwas, worauf man sich freuen kann, egal was!
Der kleine Gemeinschaftsgarten ist hier erste Anlaufstelle, um das Gemüt wieder auf Vordermann zu bringen. Es sind dabei die kleinen, teils monotonen Tätigkeiten, die das Gefühl vermitteln, etwas zu leisten, vielleicht sogar voranzubringen. Und sei es nur, wieder Regenwasser zu sammeln, den Zaun zu reparieren, Kompost umzuschichten, Starkzehrer-Beete zu pimpen, das Gerüst aus Bohnenstangen zu bauen, Schnecken-Stationen vorzubereiten, Erde zu lockern, Pferdemist zu verteilen, EM anzusetzen, Sprösslinge vorzuziehen oder das Tomatenhaus zu reaktivieren. Die frische Luft, die noch zeitweise Einsamkeit inmitten der wurlenden Natur und deren Werden entschädigen für jede geopferte Zeit und vertane Business-Chance. Mit dem Bild vor Augen, wie in zwei Monaten die Beete und Blühstreifen in intensivstem Grün und Bunt explodieren, wie aus den bodennahen Jungtrieben doppelmannshohe Monumente werden, wird jeder Handgriff, jedes Autsch in den Knien und im Kreuz zur gerne erlittenen Qual. Hier im Gemeinschaftsgarten werde ich seelisch gesunden, körperlich fitter werden und mir Gedanken darüber machen, wo ich bei den kommenden Landtagswahlen in Salzburg mein Kreuzerl machen werde.
Nie wieder das kleinste Übel
Ich habe mich im Laufe meines Lebens nicht nur als Gärtner entwickelt. Ich bin auch zu einem anderen politischen Menschen geworden als früher. Wohlgemerkt, ich war mein ganzes Leben politisch interessiert und das auch öffentlich bekennend. Heute aber bin ich weniger pragmatisch als noch vor einigen Jahren. Ich habe Parteien immer aus der Überzeugung gewählt, dass wir ideologisch im selben Boot sitzen würden. Nicht dass ich es jemals geschafft hätte, mich bei diesen Parteien als Mensch willkommen und als Fürsprecher wertvoll zu fühlen. Aber das muss es als anonymer Wähler in einer anonymen Welt auch nicht. Eine gewisse Zeit aber war ich sogar aktives Mitglied einer Partei, die sich nie die Mühe gemacht hat, sich meinen Namen zu merken, meine Fähigkeiten zu kennen und mein Engagement zu würdigen. Dieses doch etwas frustrierende Gefühl mangelnder Wertschätzung war jedoch nur der zweite Grund, warum ich wieder ausgetreten bin.
Viel wichtiger war, dass selbst diese Partei nur halbherzig hinter dem zu stehen schien, was vollmundig auf Wahlplakaten gedruckt stand. Dass hier noch immer mit einer Ideologie gedealt wird, die vielleicht früher verbindendes Element gleichgesinnter Menschen gewesen war. Heute wird jedoch viel zu viel Kraft darin investiert, die Unfähigkeit zu kaschieren, hochtrabende Ziele tatsächlich zu erreichen. Was als basisdemokratische Bewegung begonnen hat, ist mittlerweile politische Oberschicht und mit aller Kraft darum bemüht, genau das auch zu bleiben. Vielleicht wollen sie immer noch erreichen, was in diversen Wahlprogrammen geduldig geschrieben steht. Sie tun es nur nicht mehr mit aller Kraft und Konsequenz. Deshalb war ich auf der Suche nach einer Stimmzettel-Alternative. Einer Partei, die sich auf gleicher Höhe mit jenen Menschen sieht, für die sie sich in die Bresche wirft. Und ich wurde fündig! Vielleicht deshalb, weil ein politisches Programm des Tuns anders wirkt als des nur Forderns. Eines, das Anpacken verspricht, glaubwürdiger ist als eines, das medialen Beistand in Aussicht stellt. Und eines, das Kämpfen als handfeste Auseinandersetzung und nicht als Endlosschleife inhaltsleerer, konzeptbefreiter Schlagworte vor laufenden Kameras versteht. Ich muss am 23. April 2023 seit Langem wieder nicht nur das kleinste Übel wählen, sondern habe eine echte Alternative.
Salzburg, 4|2023 – Gerd
Hinweis
Persönliche Meinung: Bitte missverstehen Sie meinen Kommentar nicht als Aufforderung, sich meine politische Sicht der Dinge anzueignen. Das steht mir nicht zu und ist Ihnen nicht dienlich. Das Einzige, wovon ich Sie überzeugen möchte, ist, Ihre Stimme tatsächlich abzugeben. Wenn Sie eine Partei haben, der Sie etwas zutrauen, dann tun Sie es. Trauen Sie ihr etwas zu! Auch dann, wenn Sie in Teilen des Programmes vielleicht eine andere Ansicht vertreten. Ich wünsche Ihnen dabei noch, dass auch Sie, so wie ich, bei der kommenden Wahl nicht gezwungen sein werden, sich wieder einmal nur für „das kleinste Übel“ zu entscheiden.
Linktipp
Offizielle Wahlinformation: https://www.salzburg.gv.at/pol/wahl/land/ltw23/parteien »
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