Spitalsmonolog

KOMMENTAR | Content-ID: 177|01 | Autor: Gerd | Stand: 8.7.2025
(hc) human created | von Menschen erdacht!

2025 ist das Jahr des Perspektivenwechsels. Es gibt zu jedem Thema mehrere Sichtweisen, die es wert sind, vor den Vorhang geholt zu werden. Dieser Blog widmet sich daher ein Jahr lang der Herausforderung, sinnvolle und faktenbasierte Alternativen zum politischen Mainstream aufzuspüren, die helfen könnten, wachsendes Unbehagen wirksam einzuhegen.

 

Musterbiotop Krankenhaus

Impressionen aus dem Krankenzimmer

Ein paar Tage im Krankenhaus – nix Schlimmes übrigens – und das Leben ist um einige neue Perspektiven reicher. Wobei es weniger ums eigene Gesundheitsbewusstsein geht – das braucht wohl immer mal einen Tritt in den Hintern. Auch die plötzlich unmittelbare Nähe von vielfachem Leid und menschlichen Schicksalen ist hier nicht gemeint – dem sollten wir uns, ein Minimum an Empathie vorausgesetzt, in einer Welt wie der aktuellen ohnehin täglich stellen. Es ist das Krankenhaus selbst, das als Ort des Aufeinanderprallens unendlich vieler Welten ebenso fasziniert wie auch abschreckt – und dabei schon mal den Blick aufs Wesentliche lenken kann.

Klar, ein Krankenhaus wird immer als Tempel der Medizin und Schnittstelle zwischen lebendig und siech eine herausragende Bedeutung haben. Damit das jedoch funktioniert, muss es bzw. seine Belegschaft in verschiedenen Welten und Ebenen agieren – in Wirkungsräumen, die oft in gnadenlosem Konflikt zueinander stehen. Damit mutiert ein Spital zwangsläufig zu einem vorgeschobenen Beobachtungsposten für Leute wie mich, die wissen wollen, wie die Menschen und das System ticken.

Zuhören macht Kopfkino

Fakt ist: Im Krankenhaus treffen Patient*innen aus allen demografischen Gruppen und mit den unterschiedlichsten Biografien zufällig aufeinander – räumlich getrennt in zusatzversichert (Sonderklasse) und eben nicht (Allgemeine Klasse). Diese erzwungene Koexistenz erfolgt für längere Zeit als in klassischen Alltagssettings – und zudem unter verschärften persönlichen Bedingungen. Das heißt, dass man nach fünf Minuten Smalltalk entweder für die kommenden Tage die Klappe hält oder eben in einen Austausch rutscht, der angesichts der unendlich verfügbaren Zeit über das übliche soziale Niveau hinausgeht. Und glauben Sie mir: Die Menschen werden mürbe – und reden, reden, reden. Dabei fällt auf, dass entweder über zutiefst private Dinge (!) oder boulevardeske Nichtigkeiten gesprochen wird – und sonst nix. Bitte verzeihen Sie mir an dieser Stelle meine soeben offenbarte und noch folgende Überheblichkeit.

Ich hätte mir jedoch öfter gewünscht, dass andere Themen im Spiel wären als die letzten Krone-Headlines, die Hitze und andere Unglücke, wie super jemand (selbst) ist oder die Essgewohnheiten zuhause. Dafür aber bekommt man ein Gespür dafür vermittelt, wie einfach gestrickt – und damit manipulierbar – halb Österreich ist. Wer also (so wie ich in der allgemeinen Klasse) mehrere Tage im Krankenhaus verbringt, der oder dem wird vorgeführt, wie sehr sich das offizielle bzw. (qualitäts-)mediale Österreich von jenem der meisten Menschen abhebt. Es ist die Sprache eine andere, die Wahrnehmung, die Interessenslage – und vor allem der Unwille, sich anders mit den schwierigen Themen unserer Zeit zu befassen, als es der Mainstream eh schon tut. Nämlich kurz bis gar nicht. Mein Fazit aus fünf Tagen Krankenhaus-Gesprächen ist daher: Viele Menschen sind netter als gedacht, jedoch für wenige Themengebiete offen – und ihre Meinung steht 1:1 in einer der (Boulevard- oder sozialen) Medien.

Abspann

Dem Krankenhaus und seiner Belegschaft schreibe ich hingegen ein erstklassiges Zeugnis: medizinisch und pflegerisch gut aufgestellt, schnell, ergebnisorientiert und immer im Sinne der Patient*innen handelnd. Noch spürt man, dass sich die finanziell klamme Situation im Gesundheitswesen nur marginal auf die Qualität der Leistung auswirkt. Es ist jedoch offensichtlich, dass wieder mehr Betriebswirtschaft und weniger Wahlarithmetik in die Ausgestaltung des österreichischen Gesundheitssystems und seiner Infrastruktur einfließen sollte. Ich helfe Ihnen gerne dabei, die dafür nötigen Mittel aufzubringen. Bitte widmen Sie all jene Kuren, auf die ich vielleicht ein Recht hätte, die ich jedoch mangels gesundheitlicher Dringlichkeit nicht in Anspruch nehmen werde, in die Sanierung der Infrastruktur des LKH Salzburgs.

Das Leben ist zu kurz, um nicht auf den Punkt zu kommen!
Gerd Sendlhofer

Hinweise

Die gemachten Erfahrungen zu diesem Bericht sind selbstverständlich rein persönliche und in keinem Fall repräsentativ!

Ihr Feedback

Mit dem Beitrag einverstanden? Oder fehlt etwas bzw. stimmt etwas nicht? Dann geben Sie mir bitte ein Feedback.

Datenschutz: Die übermittelten persönlichen Daten werden ausschließlich zur Beantwortung des Beitrages verwendet und weder archiviert, noch weitergegeben.

15 + 5 =