KOMMENTAR | Content-ID: 178|01 | Autor: Gerd | Stand: 17.7.2025
(hc) human created | von Menschen erdacht!
2025 ist das Jahr des Perspektivenwechsels. Es gibt zu jedem Thema mehrere Sichtweisen, die es wert sind, vor den Vorhang geholt zu werden. Dieser Blog widmet sich daher ein Jahr lang der Herausforderung, sinnvolle und faktenbasierte Alternativen zum politischen Mainstream aufzuspüren, die helfen könnten, wachsendes Unbehagen wirksam einzuhegen.
Donalds Balls
One kick could rule the world
Es mag sein, dass Donald Trump die Person mit den dicksten Eiern ist, die zurzeit über das politische Parkett poltert. Doch je größer die Testikel sind, umso leichter wird es, beherzt in dieselben zu treten – so man will. Dafür braucht es jedoch selbst welche, um die Aktion angemessen durchzuziehen. Wobei „Eier“ in diesem Zusammenhang metaphorisch eher zahmere Begriffe wie „Mumm“ oder „Schneid“ umschreibt und selbstverständlich geschlechterneutral anzuwenden ist. So könnten neben Friedrich Merz, Emmanuel Macron durchaus auch Ursula von der Leyen oder Giorgia Melloni dem amerikanischen Chef-Büffel sinnbildlich in die Hoden grätschen. Gelegenheiten dazu gäb‘s genug!
Hingegen, Donald Trump den Nasenring anzulegen, ohne brachiale Methoden anzuwenden, scheint ein Ding der Unmöglichkeit zu sein. Es braucht den heimtückischen Infight mit dem finalen Kick dorthin, wo es wehtut. Das tut der amerikanische Präsident im Gegenzug schon längst – und zwar wieder und immer wieder: zuerst ein heftiges Getrommel auf die überbreite Brust, danach eine Flut an Drohungen und der genüssliche Griff an die „Kronjuwelen“ des schockstarren Gegenübers. Um das zu beenden, fordere ich die verantwortlichen Politiker*innen hierzulande auf, den trump’schen Machospielen ein rasches Ende zu bereiten – und zwar mit einem herzhaften (metaphorischen) Tritt in die Weichteile. Holt Euch sein Geld, verzwergt seinen Einfluss und klaut ihm die Wählerinnen-Basis – wobei in diesem Zusammenhang die amerikanische und auch die europäische Entourage des US-Präsidenten mitgemeint ist.
Was aber ist jetzt der feine Unterschied, dem US-Bullen nur zu reizen oder ihn gezielt außer Gefecht zu setzen? Ich meine zusätzlich zur Strategie, ihm in Europa nur mehr die nötigste Öffentlichkeit zu geben – und dabei nicht jede geistlose Wortmeldung des Präsidenten mit einer Tirade an altklugen Wortmeldungen hiesiger Erklärbär*innen aufzuwerten. Also, mir fallen dazu ganz spontan gleich mehrere Aktionsfelder ein: Belebt die Konkurrenz, schafft Hürden, bindet US-Kapital, schafft Fakten und findet neue Freund*innen.
Das heißt am Beispiel IT:
Belebt die Konkurrenz: Schafft endlich einen EU-finanzierten europäischen „Digital Backbone“ (gratis) für Cloud-Dienste, Social Media, den Vertrieb von Waren und Dienstleistungen, KI u. v. m. Bietet eine eigene digitale Infrastruktur für europäische Bürger*innen und Unternehmen. Ihr müsst dabei nicht immer allumfassend und am neuesten Stand der Technik sein – die Marktwirksamkeit neuester Technologien entsteht ohnehin erst mit erheblichem time lag. Zeit genug, Meta, Alphabet & Co aus der europäischen Wertschöpfungskette zu nehmen.
Schafft Hürden: Ausländische Anbieter*innen – allen voran die Tech-Riesen aus den USA – haben nur gegen Entgelt und strenge Regeln Zugang zu diesem Netzwerk. Zudem werden deren Onlineverträge mit europäischen Kunden über Gebühren verteuert. Es sind europäische Konzernzentralen nach hiesigem Recht zu gründen, die hier steuerpflichtig sind, einem europäischen Steuersatz unterliegen und in Europa zu ungestützten Preisen einkaufen müssen (z. B. Energie). Verkürzt zudem den Instanzenzug bei Rechtsstreitigkeiten und kassiert selbst IT-Gebühren, wenn es die Konzerne nicht tun.
Bindet US-Kapital: Jeder IT-Milliardenkonzern muss ein Viertel eines Jahresumsatzes mit europäischen Kunden in Cash bei der EZB hinterlegen, um bei allfälligen Verstößen gegen europäisches Recht nötigenfalls pfändbar zu sein. Das reicht von Schadensersatz über Verstöße gegen das Datenschutzgesetz oder arbeitsrechtliche Bestimmungen bis hin zu einem Wiedergutmachungsfonds für Opfer von Cyber-Crime und Gewalttäter*innen, die sich nachweislich über die ausgewählten Netzwerke radikalisiert und/oder enthemmt haben.
Schafft Fakten: Entscheidungen seitens der EU im Rahmen des Handelskrieges bleiben für mindestens ein Jahr bestehen. Zugegeben, das fixiert die Eskalationsschraube, was durchaus schmerzhaft sein kann – es schafft aber auch Freiräume für interne Lösungen und anderweitige Verhandlungen. Vor allem aber unterbricht es die Chaosspirale, mit der Donald Trump zum Erfolg zu kommen sucht.
Findet neue Freund*innen: Wir sollten uns bewusst sein, dass das Gute so nah liegt. Der logischste Ersatz für Wertschöpfung auf dem amerikanischen Markt ist der eigene. Jetzt noch haltbare (3 jährige?) Deals mit anderen Volumenmärkten – und angerichtet ist das Fest. Das wäre dann so, als ob Donald, der Größte beim Spiel der Vielen, nicht mitspielen dürfte. Verabschiedet Euch dabei von der Furcht, dass eine Absenz vom amerikanischen Markt mit Ende der Trump-Diktatur nicht mehr aufzuholen wäre – und werdet endlich selbst zu Dealmaker*innen.
Es ist mir durchaus bewusst, dass sich diese Strategie recht banal und naseweis anhört. Genauso wie jene, die Zollkeule auszupacken und so lange auf andere einzudreschen, bis sie zahlen. Die aber funktioniert einwandfrei – und das voraussichtlich so lange, bis sich jemand findet, der dem amerikanischen Präsidenten möglichst schmerzhaft in die „Eier“ tritt – metaphorisch, selbstverständlich.
Das Leben ist zu kurz, um nicht auf den Punkt zu kommen!
Gerd Sendlhofer
Hinweise
In diesem Beitrag wechselt die Perspektive von jener des US-gehetzten Freiwilds zu jener der Jäger*innen im globalen Freihandelsrevier.
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