Kein Jahresrückblick

KOMMENTAR | Content-ID: 138|01 | Autor: Gerd | Stand: 28.12.2023
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Kein Jahresrückblick 2023

Bevor eine*n der Weltschmerz zerreißt

Eigentlich wäre es wieder einmal an der Zeit, Bilanz zu ziehen. Ein abgelaufenes Jahr zu bewerten und die Highlights herauszupicken. Erlebnisse und Erfolge festmachen, deren positive Energie man gerne in die Zukunft mitnehmen möchte. Die schlimmen Dinge des Jahres ein letztes Mal abhaken. Nicht, um sie zu vergessen oder zu verdrängen. Vielmehr, um sie in der Vergangenheit zu belassen und für die Zukunft zu bannen. Was aber, wenn die Bilanz Schlagseite hat, nicht ausgeglichen sein kann. Wenn die Seite des Bösen, des Unerträglichen, bis an den Rand vollgekritzelt ist, während jene der guten Erinnerungen noch so viel Weiß zeigt wie der Glockner-Gipfel Ende Dezember. In einem netten Film hat mich kürzlich ein Zitat fasziniert, das mir künftig helfen wird, mit dem Unglück dieser Erde besser umzugehen: „Am Ende wird alles gut. Und wenn es nicht gut ist, ist es auch noch nicht das Ende!“

Ich habe zwar noch keinen Plan, was ich tun werde, wenn sich die ewig selbst-fortschreibenden, sich immer neu erfindenden Katastrophen dieser Welt weiter dunkel über unser aller Leben breiten. Was ich aber sicher nicht (mehr) tun werde, ist zu verzagen.

Wie geht es Ihnen, wenn Sie innerhalb von 12 Monaten mit einer Fülle an Dingen zugemüllt werden, von denen Sie jedes einzelne für sich nur schwer verkraften können? Allein beim folgenden „Word-Rap“ zu den Schrecklichkeiten des abgelaufenen Jahres hat sich in meiner Seele ein Weltschmerz verdichtet, den ich in dieser Dimension noch nie gefühlt habe. Hier geht es nicht mehr nur um Traurigkeit und Pessimismus. Es sind lähmende Mutlosigkeit und die alles überbrüllende Machtlosigkeit, die mich inmitten der Gesellschaft immer einsamer machen. Und hilflose, resignative Einsamkeit ist keine gute Medizin, wenn man doch so gerne mithelfen würde, die Welt zu einem besseren Ort zu formen. Keine Angst, ich wähne mich noch nicht im Vorhof einer schleichend einsickernden Depression. Aber ich spüre die Dunkelheit der Gegenwart zutiefst körperlich und weiß, es ist noch nicht gut. Es ist aber auch noch nicht zu Ende!

Word-Rap: NoGos 2023

Krieg | Terrorismus | Konflikt | Vertreibung | Genozid | Afghanistan | Naher Ostern | Antisemitismus | Uiguren | Rohingya | Roma und Sinti | Amoklauf | Selbstmordattentat | Flucht | Tod im Mittelmeer | Push Back | Migrationsstreit | Unterdrückung | Diskriminierung | Ungleichheit | LGBTQIA*-Stigmatisierung | Armut | Hunger | Obdachlosigkeit | Kindesmissbrauch | Vergewaltigung | Übergriff | Femizid | Drogenmissbrauch | Alkoholismus | Verlust des Rechtsstaates | Bandenkriminalität | Rechtsruck | Wiederbetätigung | Populismus | Polit-Versagen | Korruption | Donald Trump | Kanzlermenü | Dürre | Sturmflut | Murenabgang | Erdbeben | Müll | Umweltgift | PFAS | Bodenversiegelung | Verlust der Artenvielfalt | Wirtschaftskrise | Delogierung | Inflation | Konkurs | Aufrüstung | Cyber-Crime | Datenmissbrauch | Klimawandel | COP28 | Einsamkeit | Ausgrenzung | Mobbing | Pflege-Notstand | Gesundheitskrise | Demokratieverlust | Radikalisierung | Hass | Egoismus | Verzweiflung | Verdrängung | Leugnung | Sorge | Enttäuschung | Trauer, Trauer, unendliche Trauer

Bitte verzeihen Sie, wenn ich Ihre persönlichen negativen Highlights des Jahres 2023 vergessen habe. Es liegt jetzt an Ihnen, diese zu benennen und zum Zwecke der Nichtwiederholung den Nachfolge-Generationen in Erinnerung zu halten. Es würde mich freuen, wenn wir, also Sie, ich, jeder Franz, jede Susi, Mian oder Mary und überhaupt die gesamte Weltgemeinschaft ab dem Jahr 2024 darauf verzichten, Schlagzeilen zu oben erwähnten Themen zu liefern. Lernen wir aus den Fehlern der Vergangenheit. Verschwenden wir aber bitte keine Zeit für Rückblicke, Erklärungsversuche und Rechtfertigungen. Das Jahr 2023 ist gegessen – Punkt aus.

Welcome 2024

Sammeln wir lieber Energie, um für die anstehenden Aufgaben gerüstet zu sein. Um nicht zu verzagen, nehme ich persönlich 5 Dinge aus meiner Emotions-Zauberkiste mit ins kommende Jahr.

  • Eine wunderbare Beziehung zu meiner Frau und die Rückendeckung der Familie und handverlesener Freunde.
  • Den Glauben daran, dass irgendwo da draußen Menschen sind, die jenseits des eigenen Gedankenhorizonts die ganze Welt und die Menschheit und nicht nur den eigenen Wohlstand, das eigene Projekt, im Blick haben.
  • Die Hoffnung, dass dem Bösen irgendwann die Luft ausgeht.
  • Die Gewissheit, dass Bildung und Erfahrung die wachsende Ignoranz und Skepsis gegenüber der Wissenschaft in der Gesellschaft austrocknen werden.
In diesem Sinne wünsche ich Ihnen und Ihren Lieben, dass das kommende Jahr das erste einer langen Reihe motivierender, positiver, erfolgreicher, spannender und glücklicher Jahre sein wird. Bleiben oder werden Sie gesund. Und vor allem: Geben Sie dem Guten immer eine Chance.

Salzburg, 12|2023 – Ihr Gerd Sendlhofer

Hinweise

WordRap = englisch für schnelle Wortfolge

NoGo = englisch für „geht gar nicht“

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