Nachschlag zur Wahl

KOMMENTAR | Content-ID: 144|01 | Autor: Gerd | Stand: 21.3.2024
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Wahl-Nachschlag

Zartbitteres zur Salzburger Wahl

[Persönliche Meinung] Vollmundiges Aroma, süßsauer im Abgang. Je nach Stimmungslage hinterlässt das Ergebnis der Salzburger Gemeinderatswahl 2024 einen bunten Strauß an Geschmacksnoten im Mund. Und zwar bei mir persönlich, nicht übertragen auf die Gewinner*innen bzw. Verlierer*innen dieses Urnengangs. Was sich bei denen auf der Genussskala abspielt, bleibt deren Sache. Bei mir reicht jedoch der Gefühlsbogen von einer angenehmen Lust auf mehr im Bauch bis hin zu einer bleiernen Öde im Erwartungszentrum des Gehirns. Das Gesamtresümee dieser Wahl würde sich auf einer Daumenskala mit zwei nach oben und einem nach unten niederschlagen.

Im ersten Gang hat mir gemundet, dass meine düstere Prognose, die Wahlbeteiligung würde weiter sinken, nicht eingetroffen ist. Aus, basta, da ist es mir egal, dass sie noch immer niedrig ist. Und dass sie im Hinblick auf die Bürgermeister-Stichwahl zum Negativ-Statement jener werden könnte, die in der Vorrunde schon rausgekickt wurden. Immerhin hat der Anstieg der Wahlbeteiligung um knappe 7 Prozentpunkte gezeigt, dass Politik, anders formuliert als üblich, Leute zu interessieren vermag, die sich früher verweigert haben. Diese Erkenntnis schmeckt tatsächlich vielversprechend – also Daumen hoch und 10 Punkte!

Der Hauptgang besticht dadurch, dass die Politik von künstlich gepushter Emotion auf die Sachebene zurückgekehrt ist. Drei der großen Parteien haben mit ihrer Positiv-Agenda gepunktet und nicht mit Drohszenarien. Jene beiden Parteien, die laut und übergriffig unterwegs waren, haben hingegen ihre (prognostizierten) Potenziale nicht einmal annähernd ausgeschöpft. Das liegt meiner Ansicht nach auch daran, dass mit dem „Kommunisten“ (Herrn Dankl, Anm.) eine feine, gut gewürzte Rhetorik in die Politik zurückgekehrt ist, die den Menschen schmecken muss. Daher sei allen anderen für kommende Wahlen ins Stammbuch geschrieben, dass sie dringend an ihrer Kommunikation arbeiten sollten. Sachlich, unaufgeregt, verständlich, auf den Punkt gebracht und vor allem freundlich, einladend und sympathisch schlägt jedes NLP-Gedöns. Das Resultat: Herr Dankl wird gehört und verstanden, mehr braucht es nicht! Bewertung: 10 Punkte plus Bonus.

Am Dessert frustriert mich jedoch, dass das Thema „Zukunft“ auch weiter auf einem Erkenntnisstand von gestern diskutiert werden wird. So als würden die „Alten“ unter uns den kommenden Generationen weismachen wollen, dass nur in einer Retro-Politik der Schlüssel zu bescheidener Zufriedenheit liegt. Für jemanden wie mich, der unendlich neugierig auf eine Zukunft der neuen, sich stets weiter entwickelnden Möglichkeiten ist, klingt das nach Kapitulation. Unsere künftigen Lebensrealitäten werden nicht nur geprägt von Klimawandel und Krisen sein. Sie sind auch voll von Potenzialen und Tools, die es uns erleichtern werden, unser aller Leben anzupassen und als Gesellschaft weiter zu funktionieren.

Das aber nur, sofern wir proaktiv mit der Zeit gehen und unsere Möglichkeiten nutzen. Das ledigliche Reparieren einer schwierigen Gegenwart wird nicht ausreichen, langfristig aus der Defensive zu kommen. Dazu bräuchte es Pioniergeist und Fantasie. So aber bleibt nach den Stadt-Salzburger Wahlen 2024 doch noch ein schaler Abgang, der nicht sein müsste, mit nur 3 von 10 möglichen Punkten.

Vielleicht sorgt ja der Nachschlag in Form der Stichwahl zum Bürgermeister für Überraschungen und damit für mehr Vorfreude auf ein Salzburg 2.0. Quasi ein Polit-Menü, wie es jetzt noch nicht auf der Karte steht

Salzburg, 3|2024 – Gerd

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