Business Novelle Grundlinien

Ankündigung | Content-ID: 123|01 | Autor: Gerd | Stand: 1.6.2023

Neue Grundlinien

Was haben die letzten Krisen tatsächlich verändert?

Schon während der multiplen Krisen der vergangenen Jahre hat sich die Elite der Zukunftsvorhersage mit Szenarien überboten, was nicht alles für immer aus der Welt verschwunden sein wird. Vom Abgesang der traditionellen Wirtschaft bin hin zur vorgezogenen radikalen Transformation der Welt zu einer besseren, alles war plötzlich trendy und sexy disruptiv. Keinen Baustein sollten Corona, die neuen Konflikte auf der Welt, die Klimakrise oder Homeoffice auf dem anderen lassen. Geworden ist daraus jedoch herzlich wenig. Neu umschauen und besser absichern, was die internationalen Märkte und die lokalen Wertschöpfungsketten betrifft, scheint alles, was an Erkenntnissen geblieben ist. Der Rest läuft gerade wieder „as usual“, also „old School“.

Schade eigentlich, denn gerade eine destabilisierte Ausgangslage bietet mehr Chancen und neue Ansatzpunkte, bei anstehenden Veränderungen kräftig abzukürzen. So, wie es aber angesichts der erlebten Krisen gelaufen ist, haben viele selbst ernannte Innovator*innen ihre Potenziale einfach nicht genutzt. Na, wenn das nicht günstige Voraussetzungen für neue kreative Kräfte sind, sich selbst ins Spiel zu bringen und neue Grundlinien für das Wirtschaften von morgen zu ziehen.

Leseprobe „Die neuen Grundlinien“

Die erste Ruhe nach dem Sturm

Es sieht so aus, als könnte mit dem Zeitpunkt des Erscheinens dieses Buches Anfang 2023 leichte Entwarnung auf den wichtigsten Märkten dieser Welt gegeben werden. Die großen Krisen der unmittelbaren Vergangenheit scheinen tatsächlich an Vehemenz einzubüßen. Das heißt, Corona hat seinen Schrecken verloren, die Lieferketten beginnen wieder zu funktionieren, die globale Energieversorgung ist gesichert und die geopolitischen Verwerfungen werden langsam zur gelebten Realität. Sorgen in naher Zukunft keine neuen globalen Unwägbarkeiten für eine Eintrübung der Stimmung, sollte die Wirtschaft jetzt Schwung aufnehmen können1). Los geht‘s: Die Auftragsbücher der Unternehmen sind meist voll. Zudem ist die Nachfrage nach fast allem hoch. Und auch das nötige Kapital für Wertschöpfung und Wachstum ist längst im Umlauf.

Bemerkenswert dabei ist, dass es trotz aller disruptiven Effekte, die die Wirtschaft in diesen frühen 2020er-Jahren regelrecht ausgehebelt hatten, tatsächlich eine verbreitete Rückkehr zu einem „business as usual“ aus der Vorkrisenzeit gibt. Zumindest in den meisten Branchen. So scheinen beispielsweise der Handel, der Tourismus, die Industrie oder die Mobilitätsbranche langsam wieder genau dort anzuknüpfen, wo sie Anfang 2020 gestoppt wurden: in einem tendenziellen Stimmungshoch. Kein Wunder, immerhin gilt es nach drei Jahren Stillstand, viel verlorenes Terrain wieder gutzumachen. Auch auf die Gefahr hin, dass die notwendige Transformation der Gesellschaft und der Wirtschaft zu mehr Fairness und Klimafreundlichkeit in eine weitere Warteschleife rutscht. Zwar steht den Staaten und Unternehmen in Bezug auf Ökologisierung und Innovation weiter die Rute im Fenster. Die Betriebe, die Konsument*innen und das Kapital verfallen jedoch wieder in Verhaltensmuster, wie wir sie aus der Vorkrisenzeit kennen: fossil, renditeaffin und auf bewährten Pfaden. Jetzt macht sich bemerkbar, dass vor und während der Krisenphase die Umrüstung des Standortes Europa auf eine resiliente, klimafreundliche Wirtschaft nicht konsequent genug betrieben wurde. Es ist hinfällig zu mutmaßen, ob es im Krisenmodus überhaupt möglich gewesen wäre, die EU und ihre Wirtschaft zukunftsfitter zu machen, als es gelungen ist. Es ist, wie es ist. Und das bedeutet, dass neben dem schmerzhaften Restart des begonnen Systemwandels auch eine enorme Flut an zurückgestellten Chancen für innovative Unternehmen darauf warten, endlich ergriffen zu werden.

1) Der Internationale Währungsfonds (IWF) rechnete 2/23 für das laufende Jahr mit einem Wirtschaftswachstum von knapp 3 % weltweit. Die Musterländer werden Indien und China sein, Europa schwächelt noch.

Die Welt, wie wir sie kürzlich erlebt haben, wurde so nie vorausgesagt!

Trotz ihrer Heftigkeit, scheinen einige der Krisen der nahen Vergangenheit bei den wenigsten der etablierten Thinktanks und Wirtschaftsinstituten auf dem Notfall-Radar gewesen zu sein. Das ist keine Kritik an jenen höchst seriösen Fachleuten, die sich professionell mit der Prognose künftiger Entwicklungen auseinandersetzen. Ganz im Gegenteil: Viele der erlebten Unwägbarkeiten kamen nicht gänzlich unerwartet. Lediglich der Zeitpunkt und die Dimension der Krisen, die Gleichzeitigkeit des Auftretens und die Tatsache, dass jahrelange Warnungen nicht dazu geführt haben, die Widerstandskraft der nationalen und globalen Systeme zu stärken, kam überraschend. Das jedoch hat Folgen. Bis dato war es noch möglich, durch die eher serielle Abfolge von Krisen die Zukünfte Europas in Etappen zu erarbeiten. So wurden Zug um Zug erreichte Ziele und bestandene Herausforderungen von gestern zu den Grundlinien für die Planungen von morgen. Daraus ergaben sich lange, teils lineare Entwicklungsstränge, die in der Prognosearbeit fortgeschrieben werden konnten. Gemachte Erfahrungen erwiesen sich als probate Handlungsanleitungen für wiederkehrende Problemstellungen. Kennzahlen und Indexe wurden über Jahrzehnte erhoben, in Beziehung gesetzt und zu tabellarischen Zukunftsszenarien verdichtet. Und selbst Krisen folgten lange Zeit bekannten Mustern und traten zudem selten parallel auf. Damit aber ist jetzt Schluss – zumindest vorerst. So ist selbst der „Green Deal“ der Europäischen Union1) vom klassischen Projekt der schrittweisen Zielverfolgung zu einem hektischen Kampf an vielen Fronten und gegen die Zeit mutiert.

Die von der Politik Anfang der 2020er-Jahre ausgerufene Zeitenwende wird angesichts ihrer weitreichenden Wirkung wohl auch zu einem Reset vieler Business-Planungen führen (müssen). Aus unterschiedlichen Gründen. So hat die extreme Ballung an globalen Katastrophen gewohnte Sachverhalte und Abläufe in allen Lebensbereichen radikal verändert. Zudem erlauben die eng verwobenen Wirkungsstränge zwischen einzelnen Krisen wertvolle Rückschlüsse auf das Funktionieren der heutigen Welt. Und das nicht nur für den elitären Kreis der wissenschaftlichen Zukunftsforschung. Plötzlich ist die hohe Komplexität, mit der sich alle unsere Umwelten gegenseitig beeinflussen, erkenn- und erklärbarer als früher. Erst dadurch, dass vieles nicht mehr läuft wie gewohnt, zeigt sich, was in welchem Maße wie korreliert. Das ermöglicht nicht nur neue Ansätze, den Zusammenhang von Ursache und multipler Wirkung besser in Business-Strategien zu verankern. Es verbreitert auch das Repertoire wesentlich, für mehr Resilienz2) in künftigen Krisenzeiten vorzusorgen. Wenn die Menschheit es jetzt noch schafft, die erlebten und erwarteten globalen Umbrüche in eine besonnene, aber stetige Transformation zu verwandeln, werden die Umwälzungen der letzten Jahre durchaus nützlich gewesen sein.

1) Green Deal = EU-Fahrplan zur Klimaneutralität Europas bis 2050 (https://www.consilium.europa.eu/de/policies/green-deal/)

2) Ökonomische Resilienz, Schlüsselbegriff für ein neues wirtschaftspolitisches Leitbild? | diverse Autor*innen | Bertelsmann Stiftung | Gütersloh 2017 

 

Salzburg, 6|2023 – Gerd

Hinweis

„ZWEITE MEINUNG | Die Welt von morgen als Basis einer visionsorientierten Businessplanung“ ist der erste Titel einer ganzen Buch-Reihe mit dem Namen „BUSINESS NOVELLE“. Es ist sowohl eine „Master Edition“ künftiger Ausgaben als auch ein Workbook für Planer*innen und ein Blickwinkel auf künftige wirtschaftliche Planungsgrundlagen aus der Ebene der betroffenen Bevölkerung.

Linktipp

Landingpage für das Projekt-Duo BUSINESS NOVELLE und SOKO Zukunft: https://www.business-novelle.eu/ »

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