Rotzglockenzeit

Content-ID: 105|01 | Autor: Gerd | Stand: 29.9.2022

Rotzglockenzeit

Nur mit Maske in den Bus

In den letzten Tagen, gar zur Rushhour, schon mal ein Öffi benutzt? Dann kennen Sie ja das Husten, Niesen und Röcheln vieler Menschen, mit dem sich die kalte, virenschwangere Jahreszeit ankündigt. Der Sommer ist definitiv zu Ende und wir haben wieder Infektionszeit! Dabei ist es egal, ob Corona oder eine der vielen traditionellen Erkrankungen, die immer dann auftauchen, wenn es draußen herbstelt. Wer sich schlau vorbereitet, impfen lässt, einigermaßen fit hält und anderen nicht näherkommt als notwendig, sollte auch ohne Krankenstand durchkommen. Wer nicht, oder Pech hat, der bzw. die kann auch stärker in die Bredouille kommen – bis hin zum Tod. Wo aber enden die Möglichkeiten, sich selbst vor unangenehmen Ansteckungen zu schützen? Und wo beginnt die Verantwortung anderer, auch das Wohlergehen der Mitmenschen im Auge zu behalten? Auf alle Fälle einmal im Bus, in der Bim oder im Zug!

Ganz ehrlich: Nach zwei Jahren Corona stellt sich mir jetzt die Frage, warum ich das Tragen einer Maske in Öffis nicht schon viel eher in Erwägung gezogen hatte. Quasi als „Musthave“ für zumindest mich persönlich. Hat es tatsächlich dieser tödlichen Bedrohung bedurft, um konsequenter auf meine Gesundheit zu achten? Oder wandle ich nur sensibilisierter durch meinen Alltag und nehme die rotzig-röchelnden Vorboten der sich anbahnenden Grippewelle stärker als bisher wahr? Auf jeden Fall fällt es mir auf, wenn im Bus die Omi neben mir aus voller Lunge hustet, ohne sich nur irgendetwas vorzuhalten. Oder wenn der Herr gegenüber den Ausfluss aus seiner Nase hochzieht, um ihn Sekunden später als Aerosolwolke in die Atemluft seiner direkten Umgebung zu niesen. Wenn die Atmosphäre im Bus dann auch noch feucht, warm und versetzt mit diversen Nebengerüchen ausgeatmeter Luft anmutet, kann sich durchaus Unbehagen einstellen. Es ist dann so, als würde ich meine Ansteckung in Zeitlupe live miterleben. Ich könnte dann exakt jenen Moment benennen, in dem die Viren gegen mein Immunsystem die Oberhand gewinnen.

Seit ich jedoch konsequent Maske trage, solange ich mich dem öffentlichen Verkehr überantworte, fühle ich mich tatsächlich sicherer. Das beginnt schon am Bus- bzw. Bahnsteig, wenn kurz vor dem Einstieg das Gerangel um die besten Plätze beginnt. Komischerweise wird mir, wenn ich Maske trage, oft unterstellt bereits erkrankt zu sein. Im besten Fall gelte ich dann als verantwortungsbewusst gegenüber anderen. Üblicherweise jedoch als einer, der seine Mitmenschen vorsätzlich in Gefahr bringt und rausgeworfen gehört. Dass ich vielmehr mich selbst schützen möchte, ist noch den wenigsten ohne Hinweis in den Sinn gekommen. Ich weiß das natürlich nur von jenen, die mich auf die getragene Maske angesprochen haben. Für diesen Anlass habe ich immer einige Reservemasken dabei. Diese biete ich dann jenen an, die entweder meine Strategie des Selbstschutzes als sinnvoll erachten. Oder jenen, die in meiner direkten Umgebung hustend und rotzend die Atemluft mit Viren und Bakterien impfen. Das kommt übrigens nicht immer gut an. Denn wer sich ertappt fühlt, geht heutzutage gerne in die Offensive und bricht ohne Not einen Streit vom Zaun. Dabei wurde mir schon demonstrativ ins Gesicht gespuckt oder die Maske heruntergerissen.

Diese Situationen fordern mein friedliebendes Naturell natürlich stark heraus. Nicht in dem Sinne, dass ich mich zu Gewaltaktionen hinreißen lassen würde. Eher, dass ich die Flucht antreten und, möglichst unbeschadet, den Bus verlassen möchte. Dabei sollte ich eigentlich aktiv mehr Rücksichtnahme auf mich und andere Menschen einfordern, wenn sie sich schützen wollen. Wenn es sein soll, auch durch das Anlegen einer Maske. Dafür aber muss ich etwas mehr an meiner Schlagfertigkeit arbeiten, wenn es verbal unter die Gürtellinie geht. Ich sollte zudem gelassener bleiben, wenn die Stimmung kippt. Und ich sollte darauf bestehen, dass das Vorhalten der Hand beim Husten oder ein Taschentuch beim Niesen durchaus etwas mit Etikette und zivilisatorischer Reife zu tun hat. Denn es fällt niemandem ein Zacken aus der Krone, wenn man zum Wohle anderer krankmachende Körperflüssigkeiten bei sich behält. Auch in öffentlichen Verkehrsmitteln.

Salzburg, 9|2022 – Gerd

Hinweise

Bim = umgangssprachlich für Straßenbahn

Rushhour = englisch für Stoßzeiten im Verkehr

Öffi = kurz für öffentliche Verkehrsmittel

Must-have = englisch für „unbedingt notwendig“

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