Werkbank

Der wohl bitterste Nachhall meines gerade gefeierten 60ers war, dass auch an uns Männern das Alter massive Spuren hinterlässt. Dabei mutieren wir mit jedem Jahr mehr am Buckel zu einem menschgewordenen Widerspruch. Befragt man Google, beginnt bei uns Männern mit 60 der Anfang vom Ende.

Alles bleibt möglich! Als ich mir vor zwei Jahren ein kleines Not-Öfchen zugelegt hatte, war mir das Gespött der Bekannten sicher. Als jedoch Ende April die Iberische Halbinsel in Dunkelheit verfiel, war ich wieder froh darüber, dass für den Fall der Fälle zuhause ein Öfchen steht.

Bei meinen Recherchen zu spannenden Ereignissen der vergangenen Tage bin ich am Dienstag, den 22.4., irgendwie falsch abgebogen. Es hat sich nämlich keine reißerische Skandalgeschichte aufgetan, sondern sich das Datum selbst zum Star dieses Beitrags gemausert. Und das hat es in sich!

Entschuldigung für den Tag Verspätung mit diesem Beitrag, aber es hat sich gelohnt zuzuwarten. Denn endlich hat US-Präsident Trump seinen Zollhammer für die Welt aus dem Sack geholt. Und es ist nichts dabei, was nicht ohnehin schon erwartet wurde. Gut so, denn ab jetzt wird alles gut!

Ich gestehe, ich bin ein großer Frühling-Fan. Der Jahreszeit meine ich, nicht der ZDF-Sonntagabend-Filmserie, die zwar als „Herzkino“ angekündigt wird, jedoch längst dem „Tatort“ Konkurrenz macht. Aber sei’s drum – ab sofort ist statt Dramen im TV wieder Wohlbefinden Outdoor angesagt.

Wie tickt Ihre Welt? Wenn ich durch die Stadt spaziere, mit dem Bus fahre oder mir eine Auszeit im Café gönne, belausche ich ganz ungeniert meine Mitmenschen. Muss ich auch, denn wie komme ich sonst an jene fundierten Fakten, die mir die Politik und ihre willfährigen Medien vorenthalten?

Als kürzlich ein Korruptionsranking für Staaten veröffentlicht wurde, blieb der Aufschrei hierzulande mau. Und das, obwohl Österreich im internationalen Vergleich weiter abgerutscht ist. Ist die Möglichkeit, sich Vorteile kaufen zu können, gar zum positiven Standortargument geworden?

Warum mir Donald Trump weniger Sorgen bereitet als jene Politiker*innen, die jetzt, nachdem Trumps Machtspiele eröffnet sind, Panik schieben? Na, weil alles, was zurzeit auf der Weltbühne abläuft, seit Jahren vorhersehbar war, wir es jedoch verabsäumt haben, uns darauf vorzubereiten.

Was, wenn sich über den Mercosur-Freihandelsvertrag deutsche Autos, die in Brasilien produziert werden, nicht nur billiger herstellen, sondern auch zollfrei importieren ließen? Dann könnten in Europa mehrere 100.000 Jobs eingespart und ein paar Handvoll Fabriken dicht gemacht werden.

Mein aktuelles Unwort ist „Brandmauer“. Und zwar in dem Kontext, dass die zunehmend visionsbefreite politische Mitte vorgibt, die Welt damit vor Radikalismen schützen zu wollen. Was aber, wenn diese Mauern aus leicht entzündlichem Material gebaut sind und längst Feuer gefangen haben?