Plan A

KOMMENTAR | Content-ID: 155|01 | Autor: Gerd | Stand: 29.8.2024
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Schritt für Schritt zur Erkenntnis

Fazit: Drei Tage, 54 Kilometer, 2.100 Höhenmeter und überraschende Erkenntnisse zu den gröbsten Baustellen in meiner aktuellen Lebensplanung. Die Etappen 8 bis 10 des Alpe-Adria-Trails von Obervellach nach Gmünd waren nicht nur körperlich eine Herausforderung. Immerhin haben mir und meiner Frau die Hitze, das gefühlt tonnenschwere Gepäck und die fehlende Gastronomie entlang der Strecke das Letzte abverlangt. Die Landschaft, die Leute und die Abertausenden Schritte, die mich einem Uhrwerk gleich meinem inneren Ich wieder ein Stückchen nähergebracht haben, haben dieses Abenteuer jedoch zu einer höchst positiven Erfahrung werden lassen.

Eigentlich hat mich Doris, die umsichtige Lektorin meiner schriftstellerischen Werke, auf dieses Format der Persönlichkeitsarbeit gebracht. Doris gilt als Ikone des Weitwanderns, wie die gut 1.000 am Stück gewanderten Kilometer durch Südengland im Buch „Immer links vom Meer“ sehr unterhaltsam veranschaulichen. Aktuell hat sie gerade Schweden auf der Trail-App – geschätzt 1.200 Kilometer auf Du und Du mit Elchen, Moosen und Moskitos. Von ihr habe ich den Tipp, dass (sehr) weit wandern auch Pflegebalsam für die Seele sein kann. Und seit Kurzem weiß ich auch, dass eben drei Tage und 54 erlittene Kilometer ausreichen, um sich zu erden und die entlaufenen Gedanken und Gefühle wieder einzufangen. Erst dann, wenn du wieder du und vollkommen bei dir bist, hast du auch eine Chance, deinen Lebenskompass neu einzunorden.

Was aber war es, das mich so aus der Spur geworfen hat, dass es Dehydration, Blasen an den Füßen und Rucksack-Druckstellen auf den Schultern gebraucht hat, um wieder auf Kurs zu gelangen? Klar, die seitens der Salzburger Landesregierung zur Farce verunstalteten S-Link-Kampagne nahm und nehme ich noch immer persönlich. Immerhin habe ich dem Thema u. a. eineinhalb Jahre meines Lebens gewidmet. Auch der beginnende österreichische Wahlkampf lässt in mir die „Grausbirn“ aufsteigen. Nicht nur wegen der Gefahr, dass die FPÖ den Kanzler stellen könnte. Vor allem ob der Inhaltsleere der Parteiprogramme, in denen viel geschwurbelt, jedoch fast nichts gesagt wird. Als der Wahlkampf in den USA für den November tiefere Furchen durch Österreichs Medienlandschaft zog als der „hiesige“ für den September, hat mich das schon etwas konfus gemacht. Dazu noch die ungebremste Eskalation an Gewalt, die miese Wirtschafts- bzw. Wohlstandsstimmung oder neue Höhepunkte in der Neiddebatte – und fertig ist ein Weltschmerz, der den Fokus aufs persönliche Wohlbefinden massiv verstellen kann.

Klar, gegen all diese Bedrohungen kann ich persönlich recht wenig ausrichten. Außer vielleicht, mich selbst zu positionieren und deeskalierend zu wirken. Wobei das als Blogger zu „Unbehagen“ gar nicht so einfach ist. Aber an mich heranlassen muss ich diese Sorgen nicht in dem Maße, wie es mir in den vergangenen Monaten passiert ist. Da ich mich damit als Autor quasi beruflich auseinandersetze, gibt es auch eine Art „Dienstschluss“, nach dem ich mich erfreulicheren und/oder persönlichen Themen widmen kann. Während meiner Wanderung habe ich mich wieder daran erinnert, dass selbst ich als älterer Herr mit mehr Vergangenheit als Zukunft noch jede Menge Träume und Pläne habe. Ich suche tatsächlich noch nach neuen beruflichen Herausforderungen jedweder Art. Aber auch im Privaten und Familiären steht das Neugewichten der Prioritäten auf der To-do-Liste. Ebenso wie ich davon träume, doch noch einmal auf einem Bauernhof leben und schaffen zu dürfen. Oder fitter, aktiver und mehr unterwegs zu sein. Genauer betrachtet habe ich jetzt wieder alle Dinge im Visier, die ich längst schon auf meinem Wunschzettel, jedoch zwischenzeitlich verdrängt hatte. Damit bin ich gewissermaßen unterwegs durch Kärnten wieder auf meinen Plan A gestoßen. Aber dieses Mal werde ich ihn umsetzen.

Für Euch bedeutet das mehr „Gerd“ und jede Menge ungefragte Ratschläge (sorry) – wie zum Beispiel:

  • Ich bin wieder da – gewöhnt Euch daran!
  • Schnürt selbst die Bergschuhe und holt Euch beim (sehr) weit Wandern verschollene Träume zurück.

Vielleicht tun wir das ja das eine oder andere Mal gemeinsam.

Salzburg, 8|2024 – Gerd

Linktipp

Immer links vom Meer: https://immerlinksvommeer.at »

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