Zweiundzwanzigster

KOMMENTAR | Content-ID: 172|01 | Autor: Gerd | Stand: 24.4.2025
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2025 ist das Jahr des Perspektivenwechsels. Es gibt zu jedem Thema mehrere Sichtweisen, die es wert sind, vor den Vorhang geholt zu werden. Dieser Blog widmet sich daher ein Jahr lang der Herausforderung, sinnvolle und faktenbasierte Alternativen zum politischen Mainstream aufzuspüren, die helfen könnten, wachsendes Unbehagen wirksam einzuhegen.

 

Zweiundzwanzigster

Ein Datum für Zeitreisende

Bei meinen Recherchen zu spannenden Ereignissen der vergangenen Tage bin ich am Dienstag, den 22.4., irgendwie falsch abgebogen. Es hat sich nämlich keine reißerische Skandalgeschichte aufgetan, sondern sich das Datum selbst zum Star dieses Beitrags gemausert. Immerhin erblickten quer durch die Geschichte am zweiundzwanzigsten April einige Leute das Licht der Welt, mit denen Zeitreisende aus der Zukunft wohl ein ernstes Wörtchen zu reden gehabt hätten bzw. noch haben werden. Nicht so brutal wie ein Terminator aus der gleichnamigen Filmreihe. Wohl aber mit wertvollen Erfahrungen im Gepäck und damit mit erhobenem Zeigefinger und strengem Blick.

Als im Jahr 1870 an nämlichem Datum Wladimir Iljitsch Uljanow, besser bekannt als Lenin, in Simbirsk (Russland) geboren wurde, lagen die Oktoberrevolution 1917 und die Gründung der Sowjetunion im Jahr 1922 noch in weiter Ferne. Und doch wurden Russland damals die Vorboten eines Bürgerkriegs, eines Regimes von Terror und Gegenterror und einer Kaskade autoritärer Machtperioden in die Wiege gelegt, deren Schatten bis heute reichen. Hätte der kleine Lenin damals mehr mit Puppen und weniger Revolution gespielt, wäre sein Nachfolger Wladimir Putin vielleicht Pizzabote in Seattle oder Bankbeamter in Budapest und nicht Atombombenfetischist auf der dunklen Seite der Macht.

Das wäre Putin übrigens auch nicht, hätte Julius Robert Oppenheimer, geboren am 22.4.1904, sich mehr für Ausdruckstanz und weniger für theoretische Physik begeistert. Und das hätte er, der später mit den Worten „Jetzt bin ich zum Tod geworden, zum Zerstörer von Welten“ zitiert wurde, auch getan, hätten Zeitreisende aus der Zukunft ihn rechtzeitig warnen können. So aber schuf er im Manhattan-Projekt die Basics für jene rund 12.000 Atomwaffen, die in den USA, Russland und anderen Staaten dieser Welt deren Ende gerade einzuläuten scheinen. Damit ist Oppenheimer nicht nur zum Vater der Atombombe, sondern auch zum Onkel des Kalten und zum Bruder des Ukraine-Krieges mutiert.

Etwas, das im schlimmsten Fall Sam Altman, geboren am 22.4.1985, noch bevorsteht. Zumindest dann, wenn sein Werk die dystopischen und nicht die optimistischen Vorahnungen seiner Kritiker*innen erfüllt. Sam Altman ist das Hirn von Open AI (Chat GPT) und damit dem wohl größten Schub für künstliche Intelligenz seit ihrer Erfindung. Wobei es mir an dieser Stelle nicht darum geht, KI an sich zu verteufeln. Es gilt lediglich im Auge zu behalten, welch immenser Schaden damit noch angerichtet werden wird (nicht könnte!). Und dabei reicht die Palette der (ernstzunehmenden) Prognosen bis hin zur Auslöschung jeglicher Zivilisation. Daher ist Sam in dieser Aufstellung der Besuchsliste für Zeitreisende die Nummer eins.

Besonders dann, wenn auch Persönlichkeiten aus der Vergangenheit Besuche in deren Zukunft abstatten könnten. So würden Immanuel Kant (22.4.1724) sicher einige hilfreiche Gedanken kommen, würde er zu den Entwicklungen nachfolgender Generationen im Bereich KI befragt werden. Immerhin gilt Kant als der wichtigste Denker der deutschen Aufklärung, der mit dem Satz „Habe Mut, dich deines eigenen Verstandes zu bedienen“ der Intelligenz des Individuums besondere Bedeutung verleiht. Auch wenn viel in den Theorien Kants für die Einbeziehung künstlicher Intelligenz in eine Welt der Vernunft sprechen würde, bleibt der Mensch „ein moralisches Wesen mit der Fähigkeit zur Freiheit“ – abseits jeglichen Diktats.

Ach ja: Und seit 1970 ist weltweit der 22. April der Tag der Erde. Ein Gedenktag, an dem die Wertschätzung für die natürliche Umwelt gestärkt, aber auch dazu angeregt werden soll, das (eigene) Konsumverhalten zu überdenken. Schau ma mal, ob die Menschheit wenigstens in dieser Angelegenheit so vorankommt, dass uns unangenehme Besuche von Zeitreisenden aus der Zukunft erspart bleiben.

Gerd Sendlhofer

PS: Bei meiner Recherche zum 22.4. bin ich auch auf einen Beitrag einer Kollegin bei der Tageszeitung Die Presse gestoßen – gleiches Thema, gleiche Beispiele, etwas andere Gedankengänge und einfach nur gut geschrieben: https://www.diepresse.com/19600935/ach-ja-moral-niemand-ist-immun-gegen-niedertraechtigste-gedankenmoden

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