Korruption

KOMMENTAR | Content-ID: 168|01 | Autor: Gerd | Stand: 20.2.2025
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2025 ist das Jahr des Perspektivenwechsels. Es gibt zu jedem Thema mehrere Sichtweisen, die es wert sind, vor den Vorhang geholt zu werden. Dieser Blog widmet sich daher ein Jahr lang der Herausforderung, sinnvolle und faktenbasierte Alternativen zum politischen Mainstream aufzuspüren, die helfen könnten, wachsendes Unbehagen wirksam einzuhegen.

 

Zwielichtig erfolgreich

Wirtschaften mit Freunderln

Als Mitte Februar das neueste Länder-Ranking zu Korruption und Vetternwirtschaft veröffentlicht wurde, blieb der Aufschrei in der heimischen Öffentlichkeit bemerkenswert mau. Und das, obwohl Österreich im internationalen Vergleich weiter abgerutscht und mittlerweile als, so wie ich es ausdrücken würde, zumindest „zwielichtig“ einzustufen ist. Dabei geht es vornehmlich um politische Einflussnahme stimmen- und finanzstarker Lobbys und selektive Rechte-Auslegung auf jeder politischen Entscheidungsebene. Da sollte man doch meinen, mehr Ehrlichkeit und Fairness täte dem Standort Österreich gut. Ist aber augenscheinlich nicht so.

Wer die politische Diskussion weltweit verfolgt, wird bemerkt haben, dass Oligarchie das Wirtschaftsmodell der Zukunft zu sein scheint. Das Bündeln politischer Gestaltungsmacht in wenigen kapitalstarken Unternehmen, für die in den Institutionen offen Politik gemacht wird. Was jedoch nach Meinung von Transparency International als Ursuppe für Korruption zu brandmarken wäre, ist zurzeit schlichtweg hip. Die USA unter Donald Trump demontieren aktuell unter tatkräftiger Mithilfe der Wirtschaftselite die demokratischen Stützmauern Amerikas. Und, weil es um Multi-Milliarden Dollar geht, gleich auch jene der restlichen Welt.

Deutschland wiederum versucht knapp vor den Bundestagswahlen und unter dem Eindruck einer anhaltenden Wirtschaftsflaute eine Schubumkehr gegen jene Fairnessinitiativen zur Schaffung einer besseren Welt, die es selbst noch auf den Weg gebracht hat. Gemeint sind Klimaschutz, Lieferketten, Menschenrechte etc. Das geht so weit, dass die deutschen Nachbarn sich selbst mehr als Geschäftsmodell wahrnehmen denn als Lebens- und Gestaltungsraum einer sozial und wirtschaftlich entwickelten Gesellschaft. Und in Österreich zeigen die vergangenen Monate demaskierenden Koalitionsschacherns um eine künftige Bundesregierung, dass Politik nur mehr für die eigene Klientel gemacht wird. Und das zahlt naturgemäß mit Stimmen und/oder anderen Gegenleistungen für bestellte Politik.

Damit werden Fairness und Ehrlichkeit tatsächlich etwas für Gutenachtgeschichten, in denen Kindern erzählt wird, was es künftig vorzutäuschen gilt, um hintenrum den Mitbewerber*innen um was auch immer die Butter vom Brot zu klauen. Seien wir uns ehrlich, Korruption ist hierzulande ein Kavaliersdelikt. Sie ist „State of the Art“ und ein goldener Schlüssel zu individuellem Erfolg. Und damit meine ich nicht, die in Österreich historisch gewachsene Obrigkeitshörigkeit, über die die Menschen im Lande sich das Wohlwollen der Politik und Behörden zu sichern suchten – ein „Geschenkerl“ zu Weihnachten oder was Nettes zur Beförderung inklusive. Korrumpierender Lobbyismus und wirtschaftliche Vorteilsgabe sind salonfähig und damit zum Geschäftsmodell geworden.

Dilemma Perspektivenwechsel

In dieser Causa wird es tatsächlich schwierig, die Perspektiven zu wechseln, um, statt mehr Fairness, mehr Verschlagenheit auch der rechtschaffenen Strömungen im Lande zu fordern. Zumindest, was den lösungsorientierten Umgang mit dem „politischen System“ betrifft. Was also tun, wenn das begehrteste Zahlungsmittel im Lande Macht ist? Macht, die via Votum verliehen oder gegen Rechte, Güter und Leistungen eingetauscht wird. Jetzt aber auf die Marktmacht der Bürger*innen an den Wahlurnen oder am Ladentisch zu verweisen, reicht definitiv zu kurz. Und das nicht nur, weil schon in der Vergangenheit viel gesellschaftliches Ungemach durch die Wähler*innen oder Konsument*innen hätte verhindert werden können. Was aber aus Desinteresse, purer Dämlichkeit oder Eigennutz nicht gemacht wurde.

Sondern, weil die repräsentative Demokratie ein Flaschenhals ist, in dem kollektiver Wille (fast) immer in politisches Spielgeld kleiner Interessensgruppen transformiert wird. Um diese Flut an Selbstbedienung an Gestaltungsmacht einzudämmen, braucht es eher eine Revolution an den Grundfesten unserer Demokratien: eine harsche Reaktion auf Ebene des Volks. Wobei weniger ein Sturm auf die Wiener „Bastille“, also die Hofburg (oder wie in den USA das Kapitol), das Mittel der Wahl sein dürfte. Jetzt beginnt die hohe Zeit smarter bürgerlicher Initiative – im Stillen und/oder auf der Straße. Sie persönlich entscheiden durch Ihr alltägliches Tun oder Nichttun, ob die Rechnung der wenigen aufgeht, sich auf Ihre Kosten Vorteile zu verschaffen. Drehen Sie den Spieß um und werden Sie aktiv! Seien Sie dabei konsequent, agieren Sie subtil und vorausschauend, bleiben Sie fair, aber lassen Sie den schrillen, demokratieverachtenden Polit- und Wirtschaftspopulismus mit vollem Karacho gegen die Wand donnern. Danke!

 

Gerd Sendlhofer

Hinweis

State of the Art = engl. für neuester Stand der Entwicklungen

Sturm auf die Bastille = Beginn der Französischen Revolution (1789)

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