S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D07 | 27.10.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

OBF – HAL 2028

Eine Frage der Zielsetzung

Ein Fall für die SOKO Zukunft.

Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!

Widmen wir uns doch einer Idee, die mindestens so alt ist, wie jene des S-Link, das gleiche Problem löst, es jedoch billiger tut und zudem schneller umzusetzen ist. Vorausgesetzt, das 1.000 vs. 750 Volt DC Dilemma, das sich in die Langfristplanung der Verkehrspolitik eingeschlichen hat, wird zeitnah gelöst!
Zur Denksportaufgabe: D11 Das 1000-Volt-Dilemma »

Eines der frühen und wichtigsten Ziele des S-Link war die direkte Verbindung des nordwestlichen Flachgaus mit Hallein. Irgendwie ist durch die aktuellen hektischen Versuche der S-Link-Leute, sich zusätzlich in die innerstädtische Verkehrsplanung zu reklamieren, dieses Ziel etwas aus dem Fokus gerutscht. Das aber sollte es nicht – vor allem deshalb, weil eine Lösung der Aufgaben schon sehr nahe liegt! Für die Bürger*innen im Großraum Salzburg spielt es nämlich keine Rolle, ob künftig die ÖBB nach Oberndorf und darüber hinaus fahren. Oder ob die Lokalbahn den ÖBB die S3-Linie abspenstig macht.

Die Gretchenfrage dabei ist, wie weit die öffentliche Hand weiter bereit ist, sich das unternehmerische Risiko und den Overhead einer eigenen (separierten) Lokalbahn weiter umzuhängen oder lieber auf Zukunftstechnologien außerhalb der Bahn-Branche umsatteln möchte. Beachten Sie dazu bitte, dass das Land gerade 100 Millionen Euro für die neuen Zuggarnituren der Lokalbahn ausgibt und auch künftig für derartige Investitionen geradestehen muss. Autonomes Fahren z. B. ist hingegen noch nicht einmal im Portfolio der Salzburger Verkehrsplanung angekommen. Wenn daher die Lokalbahn trotz aller Risiken weiter aufgewertet werden soll, dann nur so rasch und kostengünstig wie möglich.

Die Strategie, erst eine sündteure Konkurrenz-Trasse durch die Stadt zu bauen und dann die redundanten Linien (S-Bahn und O-Busse) zu kannibalisieren, lässt uns Betriebswirte die Hände vors Gesicht schlagen. Sollte nicht eigentlich damit begonnen werden, nennenswert Budgetmittel für Zukunftstechnologien der Mobilität bereitzustellen – statt Geld zu verprassen?

Aufgabenstellung:

Stellen Sie sich bitte die Salzburger Lokalbahn vom nördlichen Flachgau über den ÖBB-Hauptbahnhof bis nach Hallein bzw. Kuchl und Golling vor.

Und berücksichtigen Sie dabei bitte, dass mit dem Abschluss der Arbeiten an der Lokalbahn (inkl. 1000-Volt-Dilemma) schon früher ein Direktanschluss bis nach Hallein geboten werden könnte, nicht erst 2040.

Ausgangssituation: Es sieht von außen so aus, als wären das ÖBB-Gleis und die Lokalbahn getrennte Systeme. Technisch sind sie, abgesehen vom Bahnstromnetz (!), weitgehend kompatibel. Würde der bereits bestehende Verbindungsast zwischen den Lokalbahn- und den ÖBB-Gleisen zum Salzburger Hauptbahnhof aktiviert werden, dann könnte die Lokalbahn durchgehend von Oberndorf bis nach Hallein fahren.

Frage 1:

Was müsste aus Ihrer Sicht (noch) getan werden, um die Lokalbahn über den ÖBB-Hauptbahnhof bis nach Hallein – Kuchl – Golling zu führen?

Frage 2:

Wie würden Sie den dann frei werdenden Lokalbahnhof unter dem ÖBB-Hauptbahnhof nutzen?
Bitte seien sie dabei kreativ und denken Sie Trends wie den Klimawandel, die Digitalisierung oder die Stadtteilversorgung gleich mit.

Folgende Aufklapp-Menüs helfen Ihnen, vertiefende, zusätzliche oder auch gänzlich andere Perspektiven zum Thema zu finden.

Hintergrundinformationen für Faktenchecker*innen

Hinweis: Die neuen Tramtrains der Lokalbahn sind schmäler als die bekannten S-Bahn-Garnituren. Damit können auch die Gleise im Gegenverkehr näher zueinander gesetzt werden.

Hinweis: Es existiert tatsächlich schon ein Verbindungsast von der Lokalbahn auf die Gleisanlagen der ÖBB, den man aktivieren könnte.

Problem: Aktuell wird die Lokalbahn mit einer Netzspannung von 1.000 Volt Gleichstrom betrieben, das ÖBB-Netz und auch die Königsseebahn hingegen mit 750 Volt Gleichstrom. Damit ist das Schienennetz der Lokalbahn und infolge der Salzburger Mobilitätslösung von der Außenwelt abgeschottet.

Hinweis: Im Rahmen der UVP wurde dazu eingemahnt, dass ein Betrieb des S-Link mit 750 Volt eine Verbesserung der aktuellen Situation darstellen würde und daher die Gleichstrom-Infrastruktur im Tunnel auf einen späteren Wechsel ausgelegt werden sollte. Noch besser wäre es, dieses Dilemma jetzt zu lösen, dann braucht es den Tunnel gar nicht.

Anmerkung: Ein Anschluss an das ÖBB-Gleis ist übrigens auch in der „Salzburger Mobilitätslösung“ genannt, um einige Regionalbahnprojekte plausibel wirken zu lassen. So richtig laut wird er jedoch nicht beworben. Ich denke deshalb, weil das 1.000 vs. 750 Vold DC Dilemma noch länger Kopfzerbrechen bereiten wird.

Anmerkung: Ich hoffe, dass die Landesregierung im Rahmen der Ausbaupläne des Nordastes der Lokalbahn NICHT zusätzlich einen verminderten Gleisabstand eingeplant haben, den nur die künftigen S-Link-Garnituren, nicht jedoch ÖBB-Einheiten bedienen können. Dito für 1.000/750 Volt Gleichstrom.

Anmerkung: Ich gehe davon aus, dass die je System unterschiedlichen Bahnsteighöhen und Abstände der Züge zum Bahnsteig kein unüberwindbares Problem bei der Umplanung der Lokalbahn auf einen Anschlussbetrieb auf der ÖBB-Strecke darstellen.

 

KOMPAKT: Das Thema "Lokalbahn nach Hallein" anders gedacht

Es mag sein, dass diese einfachste Variante der Durchbindung des Regionalverkehrs vom nordwestlichen Flachgau in den Tennengau schon geprüft und wieder verworfen wurde. Glaubt man den hinter vorgehaltener Hand geäußerten Erzählungen involvierter Personen, waren dabei nicht nur das 1000-Volt-Dilemma, sondern auch strategische und politische Gründe ausschlaggebend. Zum Beispiel würde die Position eines Salzburger Leitbetriebes – der Salzburg AG plus einiger Tochterunternehmen – geschwächt werden, sollten die ÖBB diese Verbindung bespielen, heißt es. Auch kostet die Einmiete auf ÖBB-Gleisen nennenswert Geld. Das waren vor allem zu jener Zeit die wichtigsten Argumente, als die Lokalbahn ihren eigenen tiefergelegten Bahnhof zwar in Rufweite, jedoch ohne Zugriff der ÖBB erhalten sollte.

Es ist für mich angesichts der wirtschaftlichen Herausforderungen und der technologischen Umbrüche, die der öffentliche Verkehr künftig zu meistern hat, mehr als legitim, neben der Uralt-Vision eines S-Link auch die frühen Pläne zur Harmonisierung der Bahn-Infrastruktur wiederzubeleben und vergleichbar zu machen.

Ich versichere Ihnen, es würde dabei die Anbindung der Lokalbahn an das ÖBB-Gleisnetz bei Übernahme der S3 im Projektvergleich die Nase um Längen vorne haben. Und zwar deshalb, weil dieses Konzept den gleichen Nutzen wie der S-Link jedoch zu einem Bruchteil der Kosten bieten würde. Und das ist es, was die Bürger*innen der Stadt interessiert, kein Image-Abenteuer mit ungewissem Ausgang.

 

Ihr Lösungsvorschlag

Bitte senden Sie mir Ihren Lösungsvorschlag zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld

Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben. 

Denksportaufgabe Nr. 007

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Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.

Lesetipps

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at

020 Es ist eine Eisenbahn » | Was man über Eisenbahnen generell und jene durch Salzburg im Speziellen wissen sollte.

027 Entlasten, nicht verdichten » | Warum nicht den Transit- vom Zielverkehr trennen und damit den Verkehrsdruck steuern?