S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D13 | 30.10.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

Schleichwege

Das verlagerte Problem

Ein Fall für die SOKO Zukunft.

Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!

Es wäre nicht das erste Mal, dass sich Autofahrer*innen neue Routen erschließen, wenn die gewohnten gesperrt oder verstopft sind. Aber das ist nicht verwunderlich. Immerhin leben wir in einer Gesellschaft, in der ersessene Rechte heilig und der Verzicht auf Gewohntes ein Frevel ist. Ein Verstoß gegen das Gesetz des „Ich habe ein Recht auf alles“! In letzter Konsequenz wäre daher das Einschränken individueller Mobilität vergleichbar mit dem Verunmöglichen von Einfamilienhäusern. Zwar wissen wir alle, dass der Trend in beiden Branchen, nämlich Mobilität und Wohnen, in genau diese Richtung gehen muss, um langfristig nachhaltige und leistbare Angebote flächendecken zu ermöglichen. Beginnen sollte diese Entwicklung aber bitte bei den anderen.

Ich bewundere daher den Mut besonders der ÖVP-Spitze, genau diese Freiheit der Wahl der Mobilitätsoption mit dem S-Link zur Disposition zu stellen. Klar, eine Pflicht zur Nutzung einer Eisenbahn wird es nie geben können. Wohl aber eine Reihe an „Push“-Maßnahmen, die eine Nutzung einzelner Routen durch den privaten Autoverkehr verhindert. Die Sperre der Innenstadt wäre so eine Maßnahme. Die zusätzliche De facto-Verkehrsberuhigung der Alpenstraße während der Baumaßnahmen zum S-Link und, so wie es derzeit aussieht, auch während der Zeit danach, eine weitere. Eine spannende Frage dazu wird sein, wie großräumig Salzburg für den individuellen Autoverkehr gesperrt werden kann, um Ausweichmanöver zu unterbinden. Denn seien wir uns ehrlich, jene Menschen, die den Wert individualisierter Mobilität zu schätzen gelernt haben, werden nach Alternativen suchen. Es hat schon seinen Grund, warum langfristig zwar Umstiege vom Auto auf andere Verkehrsoptionen prognostiziert werden. Bei steigenden Mobilitätsbedarfen jedoch auch die absolute Zahl der zu handelnden PKWs auf den Straßen hoch bleiben wird.

Eine andere Frage wird sein, wieweit sich die „Individualist*innen“ unter den Bürger*innen ihre mobile Unabhängigkeit nehmen lassen werden bzw. können. Die aktuelle Situation bei den Tunnelbaustellen der A10 zeigt, dass sich trotz dramatischer Beeinträchtigung des Verkehrsflusses und einer nennenswerten Ausweichbewegung in Richtung Zug, immer noch genügend Menschen in den Stau stellen bzw. versuchen (müssen), ihn zu umfahren. Es ist daher zu befürchten, dass durch die Behinderungen der Achsen für den Individualverkehr durch das Zentrum und bei der Anfahrt darauf die Auto-Fans Umwege in Kauf nehmen und Schleichrouten eröffnen werden. Daher wird eine (weitgehende) Sperre der südlichen Einfallsachse nach Salzburg von den Menschen sehr skeptisch beurteilt. Erfolgversprechender und damit eine echte Jahrhundertchance wäre es, den öffentlichen Verkehr zu individualisieren um dem größten USP des Autos, nämlich die spontane Verfügbarkeit von Mobilität, ein variables Öffi-Angebot gegenüberzustellen. Das aber ist weder im Repertoire des S-Link noch jenem der Salzburger Verkehrspolitik zu finden – leider.

Aufgabenstellung:

Nachdem sich, entgegen die großspurige Ankündigung der S-Link-Planer*innen, die Zahl der Autos auf Salzburgs Straßen nicht maßgeblich wird verringern lassen, stellt sich die Frage:

Wo werden künftig die beliebtesten Schleichwege und Ausweichrouten durch die Stadt Salzburg zu finden sein?

Just for information: Es befürchten aktuell schon einige Bewohner*innen von Anif (Ort), Morzg, Nonntal, Gneis, Leopoldskron Aigen und Parsch, dass mit dem Start der Ära S-Link unbelehrbare Autofahrer*innen in größeren Massen durch Ihre Wohngebiete strömen werden.

Folgende Aufklapp-Menüs helfen Ihnen, vertiefende, zusätzliche oder auch gänzlich andere Perspektiven zum Thema zu finden.

Hintergrundinformationen für Faktenchecker*innen

Faktum: Die bisherigen Renderings der S-Link-Trassenführung durch die Alpenstraße haben die Befürchtung verstärkt, dass der Individualverkehr an einigen Stellen während der Stoßzeiten zum Erliegen kommen wird. Es fehlen an neuralgischen Stellen einfach rund 10 Meter Breite, um fließenden Verkehr durchgängig zu ermöglichen.

Faktum: Der S-Link wirkt entlang der Alpenstraße als Barriere. Vor allem deshalb, weil entlang der S-Link-Trasse Kreuzen und Linksabbiegen zum Luxusgut wird. Dazu aber fehlt es für die Abbiege- und Einfädelspuren gemäß Eisenbahnkreuzungsverordnung wiederum an Platz, egal ob die Trasse in der Mitte oder an den Rändern der Straße geführt wird.

Faktum: Es ist, wenn es nicht gelingt, die Gesamttrasse bedeutend zu verbreitern, bereits zwischen Anif und der Alpensiedlung mit nennenswertem Stau zu rechnen.

Hinweis: Es wird auch einer Studie im Auftrag der Landesregierung zufolge nicht damit gerechnet, dass durch den S-Link in Salzburg Süd ein nennenswerter Umstieg vom Auto auf die Bahn erfolgen wird.

Was meinen Sie: Wenn jemand 80 % der Wegstrecke zum Arbeitsplatz bereits mit dem Auto zurückgelegt hat, wird diese Person dann für die letzten 20 % auf ein Öffi umsteigen?

Hinweis: Für Pendler*innen besonders attraktiv sind P&R-Plätze nahe dem Wohnort um den Löw*innen-Anteil der Strecke mit dem Öffi zurücklegen zu können. Jetzt gibt es bereits reichlich Versuche, in der Region attraktive P&R-Angebote zu schnüren. Mir sind jedoch nur wenige bekannt, die darüber hinausgehen, Fläche zu asphaltieren und auf Nutzung zu warten.

Anregung: Pendler*innen-Zentren mit Mehrwert (!) wäre ein Projekt, das großzügiger vom Land gefördert werden sollte, als es bisher getan wird.

Hinweis: Wollte die Verkehrspolitik durch Gratis-Dauerparkplätze für Pendler*innen in Anif zu nennenswertem Umstieg auf den Zug anregen, müsste größer gedacht werden als in jener (Pipifax-) Dimension, über die bisher zum Park & Ride-Platz vor Ort zu lesen war. Immerhin sollte ja auch der Tourismus-Verkehr darüber geleitet werden.

Schlussfolgerung: Es wird, trotz „Tieferlegung“ des S-Link an der Anifer Kreuzung, der dortige Individualverkehr stark und der in Kauf genommene Rückstau von der Alpenstraße signifikant sein.

Schlussfolgerung: Auch die Verbindung nach Hellbrunn/Morzg durch Anif wird nur dann entlastet werden können, wenn sie für den ortsfremden Individualverkehr gesperrt wird.

Schlussfolgerung: Es gibt reichlich Anlässe und Motivationen, sich trotz S-Link Ausweichrouten zu suchen, um auch weiter individuell unterwegs bleiben zu können.

 

KOMPAKT: Es braucht rasch Konzepte und Garantien gegen den Ausweichverkehr

Was sich im vorhergehenden Aufklapp-Menü wie eine Hymne auf den Individualverkehr gelesen hat, ist lediglich mein Arrangement mit offensichtlichen Entwicklungen, die sich mit herkömmlichen Verkehrsoptionen wohl nie vermeiden lassen werden. Da zudem individualisierter ÖPNV nicht auf der Agenda der Politik aufscheint, braucht es zusätzlichen politischen Mut, die vorhersehbare Verkehrsentwicklung auf den mutmaßlichen Ausweichrouten proaktiv zu lenken.

Das bedeutet im Hier und Heute ein klares Versprechen der verantwortlichen Politik, für entweder ausreichend Kapazitäten auf den Ausweichrouten zu sorgen oder die Bevölkerung vor zusätzlicher Verkehrsbelastung zu schützen. Alles andere wäre ein Angriff auf die Lebensqualität dieser Bürger*innen, nur um beim Wording des S-Link-Marketing zu bleiben.

Zudem gilt es, auch auf politischer Ebene zu dafür zu sorgen, dass die eigentlichen Treiber für die nötigen Veränderungen im Verkehrsbereich endlich eingesetzt werden. Ich meine damit sowohl Innovation und neue Technologien als auch klimafreundliche Gesetze und die Verteuerung des individualisierten Autoverkehrs – egal ob fossil oder „E“.

 

Ihr Lösungsvorschlag

Bitte senden Sie mir Ihren Lösungsvorschlag zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld

Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben. 

Denksportaufgabe Nr. 013

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Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.

Lesetipps

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at

027 Entlasten, nicht verdichten » | Warum nicht den Transit- vom Zielverkehr trennen und damit den Verkehrsdruck steuern?

D01 Stau und Lebensqualität » | Was vom Versprechen zu halten ist, dass nach der Inbetriebnahme des S-Link die Stauproblematik in Salzburg Geschichte und damit Salzburg wieder lebenswert sein soll?

D06 Links und rechts vom Fluss » | So genial die Idee von der Trennung des öffentlichen und des Individualverkehrs in der Altstadt ist, so wenig durchdacht scheint sie.