S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben
Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D05 | 27.10.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.
Leben 2040
Wie werden Sie in 15 Jahren leben?
Ein Fall für die SOKO Zukunft.
Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!
Wer mit meinen Büchern und Beiträgen vertraut ist, kennt den Ausdruck „Lebensrealität“ und weiß ihn einzuordnen. Für andere mag er neu sein. Ich verwende diesen Begriff dazu, jene Rahmenbedingungen zu beschreiben, die in Zukunft für einzelne Menschen und/oder Unternehmen bestimmend sein werden. Wir reden dabei ebenso vom Klima, der Sicherheit oder von Märkten, wie auch von Gesetzen, Wohlstand, Versorgung, Wohnen, Digitalisierung, Bildung, der Arbeitswelt oder unserer sozialen Umgebung.
Dieser Ansatz ist in der Diskussion um den S-Link doppelt wichtig. Einerseits deshalb, weil die Betreiber*innen des S-Link die Losung ausgegeben haben, ihre Eisenbahn würde viele unserer Probleme in Luft auflösen (Stichwort Lebensqualität). Andererseits, weil all diese Themen sehr real auf unsere Mobilitätsbedürfnisse wirken und damit der Schlüssel für die Verkehrspolitik der Zukunft sein werden – nicht ein einzelnes Verkehrsmittel.
Aufgabenstellung:
Wie also werden Sie 2040 leben und welche Mobilitätsansprüche leiten sie daraus ab?
Die meisten der anstehenden Veränderungen um Sie herum werden geschehen, ohne dass Sie selbst dazu etwas beitragen müssen oder könnten. Sie werden jedoch nicht nur lernen, damit umzugehen, sie werden es genießen, dass das Leben einfacher und gleichzeitig vielfältiger geworden ist.
Ausgangssituation (Erzählung): Die Welt wird sich in 15 Jahren von jener heute unterscheiden. So werden z. B. schon länger keine Verbrenner-Autos mehr neu verkauft, die E-Ladeinfrastruktur ist voll ausgebaut und die Reichweiten der E-Autos sind mehr als ausreichend. Das Fahrrad ist das Verkehrsmittel Nr. 1, nur kurze Strecken zu gehen ist noch öfter angesagt. Breitband und KI sind allgegenwärtig, was autonomes Fahren alltäglich macht. Lediglich der Strom ist teuer, das Klima unerträglich, die Wohnungspreise sind jenseits von Gut und Böse und die Boomer haben sich im wohlverdienten Ruhestand tief ihren Einfamilienhäusern im Speckgürtel der Stadt vergraben. Endlich ist mit der Bodenversiegelung Schluss. Wohnbau geschieht daher nur mehr als Verdichtung in bebautem Gebiet und sorgt dafür, dass einzelne Ortskerne und Stadtviertel wieder als autonome Zentren ausgebaut werden. Ihre Wege werden daher mehr, aber signifikant kürzer als zu jener Zeit sein, in der Sie sich alles aus der Stadt holen mussten. Arbeit, Bildung, Amtswege oder Entertainment läuft digital, Waren werden geliefert und soziale Kontakte (endlich) wieder über den Gartenzaun oder im Siedlungshof gepflegt. Seien Sie ehrlich, diese Welt hat mit jener heute nicht mehr viel zu tun. Vor allem deshalb, weil sie dann 15 Jahre älter und in einem neuen Lebensabschnitt sein werden.
Frage 1:
Wenn Sie auf Ihre langfristige Lebensplanung blicken: Wo und wie werden Sie 2040 voraussichtlich arbeiten, leben, ihre Freizeit verbringen, sich versorgen und ihre sozialen Kontakte wahrnehmen?
Frage 2:
Wofür werden Sie in 15 Jahren noch physisch mobil sein müssen/wollen und welche dann verfügbaren Verkehrsmittel im Nah- und im Fernverkehr werden Sie nutzen?
Folgende Aufklapp-Menüs helfen Ihnen, vertiefende, zusätzliche oder auch gänzlich andere Perspektiven zum Thema zu finden.
Hintergrundinformationen für Faktenchecker*innen
Was wird sich ändern bzw. worauf werden wir uns einstellen müssen? Hier eine kleine, gar nicht so spekulative Auswahl an Themen, die 2040 voll durchschlagen werden.
Klima: Die Welt wird wärmer, trockener und gleichzeitig stürmischer. Das hat neben steigend Preisen für vom Klimawandel betroffene Produkte und Leistungen und anderen Effekten auch zur Folge, dass die Märkte darauf reagieren werden. Es werden zunehmend Wege vermieden und damit „vor Ort“-Angebote forciert. Auch Wege von Tür zu Tür werden stärker nachgefragt und damit auch bedient werden. Vor allem aber sollten Orte und Stadtteile autonomer werden und sich effektiver selbst organisieren, um „unnötiges Outdoor“ zu vermeiden.
Recht: Gerade was den Klima- und den Artenschutz betrifft, werden der CO2-Preis, das Verbot von Verbrennungsmotoren, der Einsatz von klimaneutralem Zement im Infrastrukturbau u. v. m. voll durchschlagen. Zudem warten alle mit Spannung auf zeitgemäße Reformen des Rentensystems und des Asylwesens oder auf neue Regelungen bei Steuern und Abgaben etc.
Digitalisierung: In diesem Bereich ist alles möglich und auch wahrscheinlich! Beachten Sie bitte, dass das gesamte Leben durch digitale Quantensprünge in den nächsten Jahren über weite Teile umgekrempelt werden wird. Nicht nur deshalb, weil wir Menschen Neues nutzen und konsumieren werden. Vor allem deshalb, weil im Hintergrund viele Leistungen und Abläufe in einer Geschwindigkeit, einem Vernetzungsgrad und einer Reichweite stattfinden werden, die wir uns jetzt nur schwer vorstellen können. Alles auf Knopfdruck, ist quasi morgen …
Wohnen: In den Prognosen für die Rechtfertigung des S-Link wird auch mehrfach die Bevölkerungsvorschau der Region bis 2040 und weiter genannt. Darin ist von einem Wachstum die Rede und auch davon, dass durch die Wohnungspreise in der Stadt die Menschen stärker in den Speckgürtel ziehen werden. Und das, obwohl teures Wohnen auch im Umland zur Norm werden wird. Zudem wird das Wohnungsangebot knapper, das Bauland schwindet und die Baukosten weiter steigen.
Arbeiten: In den kommenden Jahren gehen die „Boomer“, also die Vertreter*innen der geburtenstarken Jahrgänge in Pension. Damit fällt auch ein nennenswerter Teil an Personen weg, die heute noch zwischen Salzburg und dem Umland pendeln müssen. Der dadurch auftretende Arbeitskräftemangel wird langfristig regional nur schwer auszugleichen sein. Daher braucht es Zuzug und infolgedessen zusätzlichen Wohnraum, der in ausreichender Zahl wohl nur in der Stadt zu bieten sein wird. Zudem sind Remote-Work-Formate (z. B. Homeoffice) wohl gekommen, um zu bleiben. Ebenso wie die weitere Digitalisierung und Automatisierung der Arbeitswelt.
Demografie: Die Gesellschaft wird älter, die Bewegungsradien werden, abgesehen von der Zeit kurz nach der Pensionierung, kürzer und die körperliche Mobilität eingeschränkt. Die Größe der Haushalte bleibt im Schnitt niedrig. Mehrpersonen-Haushalte werden eher zur Sache Zugezogener, die wiederum im Stadtgebiet ihren Wohnraum finden werden. Diese Personen wiederum präferieren (zumindest aktuell) Nachbarschaft und fördern damit die Bildung von „Grätzeln“ und lokaler sozialer Infrastruktur. Die Jüngeren werden, solange sie ungebunden sind, mobiler in Bezug auf die Wahl des jeweiligen Wohnortes und des Arbeitsplatzes. Ob und wann bzw. wo sie in die biografischen Fußstapfen ihrer Eltern treten werden, ist jedoch ungewiss.
Wirtschaft: Hier ist die Frage, ob Sie sich alles leisten können, was Sie brauchen bzw. sich darüber hinaus gönnen wollen. Dazu gehört auch das gewünschte Maß an Individualität in allen Lebensentscheidungen wie z. B. in der Freizeitgestaltung, einem altersabhängigen Lebensstil oder der Mobilität.
Und vieles, vieles mehr …
KOMPAKT: Das Thema "Leben 2040" auf den Punkt gebracht
Die Welt von morgen wird mit jener von heute nur mehr wenig zu tun haben. Das klingt gefährlicher, als es ist. Wir befinden uns aktuell an einem Punkt, an dem sich die Welt und die Gesellschaft als Reaktion auf die vielen Krisen und angesichts der unendlich vielen neuen Möglichkeiten auf neue Beine stellen werden. Dabei werden die meisten Veränderungen im Kleinen stattfinden, in Summe aber unser gesamtes Leben umkrempeln. Bedenken wir das bitte, wenn wir in Mobilitätslösungen der Zukunft investieren wollen. Es geht beim S-Link tatsächlich darum, entweder Zukunft zu ermöglichen, indem wir auf ihn verzichten oder umzudrehen und rückwärts zu investieren, wenn wir für das Projekt stimmen.
Ihr Lösungsvorschlag
Bitte senden Sie mir Ihren Lösungsvorschlag zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld
Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben.
Denksportaufgabe Nr. 005
Tipp!
Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.
Lesetipps
Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at
003 Der S-Link ist keine Innovation » | Ein Eisenbahntunnel mag vieles sein, innovativ ist er jedoch längst nicht mehr!
014 Wie tickt 2040? » | Es sind die neuen Rahmenbedingungen unsers Lebens, die 2040 unsere Mobilitätsbedarfe prägen, nicht umgekehrt!
024 Technologien der Zukunft » | Die Kunst ist, schon heute zu wissen, auf welche Innovationen wir in Zukunft setzen werden.
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