S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D06 | 27.10.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

Links und rechts vom Fluss

Was tut sich in der Imbergstraße?

Ein Fall für die SOKO Zukunft.

Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!

Als ich das erste Mal das Architektur Rendering der Haltestelle Mozartsteg auf der Rudolfskai-Seite gesehen habe, sind zwei Fragen spontan aufgetaucht. Warum sind auf den Bildern zum S-Link (fast) keine Menschen zu sehen? Und was spielt sich in dem Augenblick auf dem anderen Ufer der Salzach ab? Die Darstellung zeigt nämlich den Plan des Verkehrsverbundes, auf der Altstadtseite nur mehr den öffentlichen Verkehr zu führen. Vor allem, um dort mehr Platz für Menschen, Räder und Entertainment zu schaffen. Und auf der anderen Salzachseite sollte der Individualverkehr in beiden Richtungen fließen.

Ich persönlich begrüße dieses Vorhaben sehr und bitte, sofort damit zu beginnen und nicht erst auf den S-Link zu warten. Einerseits, weil es ihn dazu nicht braucht. Und andererseits, weil dieser Schritt zur Verkehrsberuhigung der Innenstadt dringend nötig ist. Weniger, um den Salzburger*innen Lebensraum zurückzugeben – da hege ich kaum Hoffnung – vor allem aber, um den wachsenden Overtourism etwas abzufedern. Aber das ist eine andere Geschichte.

Aufgabenstellung:

Es geht darum, künftig auf Höhe des Mozartstegs statt der Einbahnen auf jeder Flussseite die Straße links der Salzach für den öffentlichen Verkehr und rechts der Salzach für den Individualverkehr zu reservieren – jeweils in beiden Richtungen.

Welche Tipps haben Sie, um statt einer weiteren Eskalation der Verkehrssituation eine Beruhigung zu schaffen?

Mein Tipp vorab: Denken Sie ruhig auch Varianten ohne den S-Link, es geht auch so!

Ausgangssituation: Wenn Sie die jetzige Verkehrssituation in der Imbergstraße und am Giselakai kennen, werden Sie wissen, warum es nötig ist, den öffentlichen Verkehr dort herauszuholen. Dieser Straßenzug ist ein regelrechter Botschafter für Salzburg als Stauhauptstadt. Vor allem deshalb, weil die mögliche Verkehrsführung auf Höhe der Staatsbrücke verwinkelt und heillos überlastet ist. Ein Vorschlag ist es jetzt, den Rudolfskai zwischen der Staats- und der Karolinenbrücke für den öffentlichen Verkehr für den oberirdischen Bus-Verkehr zu reservieren.

Wie das Imagebild zeigt, wäre dann genug Platz für den Rad- und Fußgänger*innen-Verkehr und für Begegnungszonen inkl. Gastronomie & Co. Link Architektur-Rendering Mozartsteg »

Was sich jedoch auf der anderen Seite der Salzach abspielt, geht aus diesem Bild nicht hervor. Zwar ist bekannt, dass dann dort der (verbliebene) Individualverkehr fließen soll. Unter welchen Bedingungen bzw. mit welchen „Push“-Einschränkungen eine Eskalation der Verkehrssituation vermieden werden soll, bleibt (noch) ein Geheimnis.

Frage 1:

Welche baulichen Maßnahmen braucht es Ihrer Meinung nach, um den Verkehrsfluss auf der rechten Salzachseite (Imbergstraße, Giselakai) zu beschleunigen?

Frage 2:

Welche sonstigen Regelungen braucht es, um das Verkehrsaufkommen in der Innenstadt so zu steuern, dass diese Lösung nicht wieder in den ultimativen Stau führt?

Folgende Aufklapp-Menüs helfen Ihnen, vertiefende, zusätzliche oder auch gänzlich andere Perspektiven zum Thema zu finden.

Hintergrundinformationen für Faktenchecker*innen

Faktum: Ab 2027 tritt Stufe 4 des neuen Nahverkehrsplans für Salzburg in Kraft. Dabei werden u. a. die Buslinien durch die Stadt neu geordnet, um besser auf die Mobilitätsbedarfe der Bevölkerung abgestimmt zu sein.

Hinweis: Diese Änderungen sollen auch das Vorhaben, den öffentlichen vom Individualverkehr links und rechts der Salzach auf Höhe des Mozartstegs zu trennen, unterstützen.

Hinweis: Wer mehr dazu wissen möchte – hier der NVP Link »

Hinweis: Die Separierung des Verkehrs auf beiden Salzachseiten hat nur dann eine Chance, wenn es gleichzeitig gelingt, den verbliebenen (leider weiter nennenswerten) Individualverkehr in Bewegung zu halten.

Schlussfolgerung: Gelingt das vor (grob geschätzt) 2035, würde ausreichend Verkehrsraum für oberirdische Öffis entstehen, was wiederum den S-Link hinfällig machen würde.

Einwand: Wie ergänzend zu diesem Plan die Verkehrssituation um den Makartplatz bzw. um den Hanuschplatz in Richtung Mülln gemanagt werden soll, ist (noch) nicht bekannt.

Einwand: Das gilt auch für den weiter bestehenden Quell- und Zielverkehr aus der/in die Innenstadt durch Berechtigte und den geschäftlichen Verkehr wie für Lieferungen, Gewerbezufahrten, Einsatzfahrzeuge oder den altersegerechten Individualverkehr.

Einwand: Ebenso ist noch offen, wie das scharfe Abbiegen der von Mülln kommenden Fahrzeuge am Ende der Staatsbrücke in die Imbergstraße organisiert wird.

Einwand: Damit bleibt der Kreuzungsbereich Staatsbrücke – Linzergasse für den Fuß-Verkehr ein nennenswertes Hindernis.

Auf geht’s, jetzt sind Sie dran!

 

KOMPAKT: Die Neu-Planung der Imbergstraße im Fokus

Vorspann: Ich kann mir durchaus vorstellen, dass die Planung dieses Verkehrsabschnittes für die S-Link-Verantwortlichen zurzeit noch keine besonders hohe Priorität genießt. Warum auch, ist doch mit einer Verfügbarkeit des S-Link in dieser Passage in frühestens 10-15 Jahren zu rechnen. Auch wenn jetzt diese Ankündigung als „Goodie“ im Rahmen des S-Link-Wahlkampfes gestreut wird, ist für die finale Planung tatsächlich noch reichlich Zeit. Für viele Salzburger*innen ist es jedoch von großer Bedeutung zu wissen, was langfristig auf sie zukommen wird. Vor allem dann, wenn sie in dieser Region wohnen, Immobilien besitzen, ihr Business betreiben oder diese Verkehrswege nutzen (müssen). In einem Gesamtverkehrskonzept ist diese Frage jedoch die ultimative, die es im Kampf gegen den Stau in der Innenstadt und auf einigen Zubringerrouten zu beantworten gilt.

Ankündigung: Die bislang sehr diffus gehaltene Vorinformation zu diesem Teilprojekt verweist lediglich darauf, dass die Trennung erfolgen wird. Beide Salzachseiten werden dann zu Gegenverkehrsstrecken. Der Plan dahinter ist, die Nadelöhre Karolinen- und Staatsbrücke im täglichen Verkehr zu entlasten bzw. zu umfahren. Der gewünschte Effekt ist, den Rudolfskai zu entlasten.

Offen: Es ist nicht bekannt, ob das rechte Salzachufer im genannten Bereich (ab dem S-Link) generell nicht mehr mit öffentlichem Verkehr versorgt werden wird und nur ausgewählte Linien die Salzachseite wechseln.

Offen: Wird für die benötigten (Gegen-) Verkehrskapazitäten der Parkstreifen in der Imbergstraße weichen?

Schlussfolgerung: Konsequenterweise müssten damit auch die Bus-Haltestellen „Äußerer Stein“ und „Mozartsteg“ (rechts der Salzach) und die derzeit dort reservierte Bus-Spur entfallen, um den Fluss des Individualverkehrs aufrecht zu halten.

Konsequenz: Damit würde mit dem S-Link der Rudolfskai zur alleinigen Drehscheibe im Öffi-Verkehr mutieren. Diese Funktion wurde bisher über 8 Bus-Haltestellen (inklusive Makartsteg und Hanuschplatz) gespielt, was bisher zu einer Entflechtung der Fahrgastströme geführt hat. Sollte das nicht klappen, kommen neue Probleme auf die Innenstadt zu – aber dazu gibt es eine andere Denksportaufgabe.

Schlussfolgerung: Zudem müsste der Radweg schon vor dem Giselakai in die Unterführung der Staatsbrücke geleitet oder gecancelt werden. An Fußwegen würde nur jener entlang der Häuserzeile, verbleiben.

Warnung: Berücksichtigt man, dass auch nach dem Verbrenner-Aus und trotz des CO2-Preises bzw. ausgebauter Radwege und Öffis (jeglicher Fasson) die Anzahl der Auto-Fahrten hoch bleiben wird, würden die 4 MIV-Fahrspuren rechts der Salzach dann noch stärker verstopft sein als bisher.

Warnung: Sollte es der Plan sein, durch die Erschwerung des Individualverkehrs auf der rechten Salzachseite die Menschen in den S-Link zu zwingen, ist das – freundlich ausgedrückt – „a bissal naiv“, Viel wahrscheinlicher ist, dass sich a) die meisten PKW-Nutzer*innen in den Stau stellen werden oder b) sich Ausweichrouten suchen.

Option 1: Dagegen würde eine selektive Nutzung der rechten Salzachseite durch ausschließlich Berechtigte und nicht mehr für den Transit helfen – so fern Transitrouten gezielt angeboten werden! Da aber zweifle ich, dass alle Parteien den Mumm besitzen, sich gegen die eigene Klientel durchzusetzen.

Option 2: Es könnte funktionieren, wenn in das Konzept auch die Neugestaltung der Zubringer-Routen und der Kreuzungen einfließen würden. Dann könnte die neue Rechts-Links-Strategie für den Innenstadtverkehr tatsächlich zum erhofften fließenden Verkehr führen.

Ankündigung: Dazu sind bereits Ideen im Umlauf, die tatsächlich für fließenden Verkehr in der genannten Region sorgen könnten. Denen aber, widmen wir uns in einer anderen Denksportaufgabe.

Konsequenz: Alle Stau-relevante Push-Lösungen im Bereich Rudolfskai/Imbergstraße brauchem keinen S-Link.

Abspann: Sie sehen, hier beißt sich die Katze öfter in den Schwanz.

 

Ihr Lösungsvorschlag

Bitte senden Sie mir Ihren Lösungsvorschlag zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld

Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben. 

Denksportaufgabe Nr. 006

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Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.

Lesetipps

Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at

022 Zu Ende gedacht » | Bei Architektur-Renderings werden oft Fakes vermutet. Was aber, wenn alles genauso gemeint ist?

027 Entlasten, nicht verdichten » | Warum nicht den Transit- vom Zielverkehr trennen und damit den Verkehrsdruck steuern?

029 Push-Mythen » | Wie bringt man Menschen dazu, etwas zu tun, das nicht auf ihrer To-do-Liste steht? Man zwingt sie!