S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben
Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D12 | 30.10.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.
„The Line“-Effekt
Man gönnt sich ja sonst nichts!
Ein Fall für die SOKO Zukunft.
Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!
Manchmal ist die Versuchung einfach zu groß, eine sachliche Diskussion, die nicht und nicht in die gewünschte Richtung zu lenken ist, auf Emotionen zu reduzieren. Einen inneren Film zu erzeugen, in dem sich Fakten, Schlussfolgerungen und Konsequenzen besser verpacken lassen als in seitenlangen Beiträgen und Fachmonologen. Das S-Link-Marketing beherrscht diese Technik, nämlich wenig zu sagen, jedoch viel zu bewirken, meisterhaft (ehrlich gemeintes Lob, Anm.). Vielleicht ist gerade deshalb jetzt der richtige Zeitpunkt, auch die Skepsis gegen den S-Link in emotionalen inneren Bildern aufzuarbeiten, um sachlichen Argumenten eine Gefühlskomponente mitzugeben.
Dabei hilft es, sich Anregungen bei anderen Projekten zu holen.
Kennen Sie „The Line“? „The Line“ steht als gigantisches Zukunftsprojekt sowohl für die Vision, mit einem Megaprojekt gleich alle Fragen zukünftiger Zivilisationen lösen zu können als auch für Prunk, Dekadenz und politische Abgehobenheit. Vor allem aber ist es ein Imageprojekt, das im Laufe der Jahre knallharten in der Realität gelandet ist und sich schrittweise eingestehen muss, dass Zukunft nicht verordnet werden kann, sondern ein permanenter Prozess der (gesteuerten) Veränderung ist. Es ist, sehr oberflächlich betrachtet, damit der riesengroße Bruder des S-Link in Salzburg.
Bei „The Line“ handelt sich um einen von neun Teilen des gigantischen Wüstenstadt-Projektes „Neom“ in Saudi Arabien, bei dem auf einer Länge von 170 km in einer geraden Line eine ganze Stadt für bis zu 9 Millionen Menschen entstehen soll(te). Allein für den Bau der U-Bahn („Spine“), die „Neom“ über die gesamte Länge mit einer Geschwindigkeit von 500 km/h in nur 20 Minuten erschließen soll(te), wurden Kosten von bis zu 200 Milliarden US$ veranschlagt. Einen Baustart gab es mittlerweile für den ersten Teil des Projektes, eben für „The Line“. Dabei hat sich der ursprüngliche Plan, bis 2030 die Infrastruktur für 1,5 Millionen Menschen zu schaffen, soweit reduziert, dass nach Fertigstellung gerade einmal 300.000 Personen dort wohnen werden. Geblieben aber ist die vollmundige Ankündigung der Betreiber*innen, das Gesamtprojekt weiter zu verfolgen. Wenn auch mit der bitteren Erkenntnis des Offensichtlichen, letztendlich irgendwo in der Etappe zu „verrecken“.
Ernüchternd ist neben den zerplatzten Luftschlössern aber auch die aktuelle Zwischenbilanz in Bezug auf den Klimaschutz, auf die Menschenrechtssituation oder den überbordenden Ressourceneinsatz. Hier wurde viel versprochen, jedoch wenig gehalten. Trotzdem gereicht das Projekt dem Saudi Arabischen Herrscherhaus zu internationalem Ruhm und Ehre und gilt (noch) als Sinnbild dafür, was möglich ist, wenn man einem Ziel alles unterordnet. Es kommt daher nicht von ungefähr, dass Saudi Arabien, trotz radikal reduzierter Projektplanungen, die Asien-Winterspiele 2029 in der Wüste ausrichten wird und „The Line“ dabei im Zentrum steht. Damit ist das eigentliche Ziel des Projektes, nämlich eine visionsorientierte „Revolution der Zivilisation“ anzustoßen, endgültig einem „The Line“-Effekt gewichen, bei dem Protz und zur Schau gestellte finanzielle Potenz die graue Realität des Alltages überdecken soll.
Aufgabenstellung:
Wenn Sie sich jetzt die Frage stellen, ob ein derartiger „The Line“-Effekt auch auf das Projekt S-Link Salzburg übertragen werden könnte, sind Sie ab sofort selbst am Zug.
Vergleichen Sie doch die Realität von „The Line“ heute mit jener des S-Link im Jahr 2040.
Drehen Sie bitte einen inneren Film und beschreiben Sie im Drehbuch dazu, was die Zukunft des S-Link von den blumigen Ankündigungen von heute unterscheiden wird. Ich verspreche Ihnen, Sie werden dabei zwangsläufig auf einen „Salzburger The Line“-Effekt stoßen.
Folgende Aufklapp-Menüs helfen Ihnen, vertiefende, zusätzliche oder auch gänzlich andere Perspektiven zum Thema zu finden.
Hintergrundinformationen für Faktenchecker*innen
Klicken Sie sich bitte durch folgende Info-Seiten zu „The Line“ und zur „Salzburger Mobilitätslösung“ und suchen Sie nach Gemeinsamkeiten in Bezug auf Wunsch und Wirklichkeit.
Der Standard: https://www.derstandard.at/story/3000000242585/the-line-fuer-das-luftschloss-der-saudis-sollen-schon-tausende-arbeiter-gestorben-sein »
Projektseite NEOM: https://www.neom.com/de-de/regions/theline »
Wikipedia: https://de.wikipedia.org/wiki/Neom »
S-Link: https://mobilitaetsloesung.at/ »
KOMPAKT: Ich sehe diesen „The Line“-Effekt kommen …
Viele große Projekte beginnen mit einer Vision. Einer utopischen Idee, in der nach anfänglichen kritischen Reflexen ausreichend reale Ankerpunkte verbleiben, um sich an den Gedanken einer Umsetzung zu gewöhnen. Das ist gut so. Erst daraus entstehen Innovationsgeist und die nötige dicke Haut, das Projekt auch gegen Widerstände weiterzutreiben. Es kommen aber auch Zeiten der Reflexion und der Erkenntnisse, die durchaus ein Scheitern der Idee zum Inhalt haben können. Wer sich diesen verweigert, läuft Gefahr, aus einem sachlichen Projekt eine persönliche Angelegenheit zu machen. Dabei steigen unweigerlich das Sendungsbewusstsein, der Hass auf Kritiker*innen und die Energie, mit allen Mitteln dranzubleiben.
Genau in dieser Phase scheint sich das Projekt S-Link heute, Ende Oktober 2024, zu befinden. Ein Projekt dessen Lack objektiv längst abzuplatzen begonnen hat und eine Mannschaft, die sich nicht die Blöße geben möchte, nicht ans Ziel gekommen zu sein – koste es, was es wolle. An dieser Stelle lässt sich beim S-Link durchaus vom erodierenden Projekt „The Line“ lernen. Und zwar nicht, dass es angebracht wäre, schwindenden Nutzen durch mehr Geld und PR wettzumachen. Das wird sich rächen. Sondern dass es, von außen betrachtet, Punkte gibt, in der Projekte infrage gestellt, Ziele überarbeitet und alternative Lösungen ins Spiel gebracht werden.
Noch aber sehe ich Parallelen zwischen der Saudischen Staats- und der Salzburger Landesführung dabei, das jeweilige Imageprojekt aus jeglicher Kosten-Nutzen- bzw. Wirkungsrelation zu lösen und sich selbst damit ein Denkmal zu setzen. Immerhin nehmen beide Regime für sich in Anspruch, finanziell bestens dafür ausgerüstet zu sein, ein paar Nummern größer zu denken als empfohlen. Ich weiß, das klingt hart, ist aber angesichts der Vehemenz, mit der sich die hiesige Politprominenz ins Zeug legt, der wahrscheinlichste Grund dafür, dass alles im Vorfeld der S-Link-Abstimmung so läuft, wie es läuft: Unversöhnlich, emotionalisiert, spekulativ, teils überheblich und alle gängigen Klischees bedienend anstatt sach- und lösungsorientiert.
Und ich weiß, dass ich mit diesem Beitrag nicht gerade zu einer Entkrampfung der Situation beitrage. Verzeihen Sie mir das bitte!
Ihr Lösungsvorschlag
Bitte senden Sie mir Ihren Lösungsvorschlag zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld
Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben.
Denksportaufgabe Nr. 012
Tipp!
Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.
Lesetipps
Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at
008 Wahltaktische Eigentore » | Was tun politische Parteien in Not? Sie starten einen Wahlkampf. | https://unbehagen.at/wahltaktische-eigentore/
029 Push-Mythen » | Wie bringt man Menschen dazu, etwas zu tun, das nicht auf ihrer To-do-Liste steht? Man zwingt sie! | https://unbehagen.at/push-mythen/
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