Party-Bahn

Auf der Suche nach Rechtfertigung

Ja, es gibt sie, die Anlässe, bei denen mir der Feit’l schon in der Hosentasche aufspringt, weil ich das gerade Erlebte nicht und nicht packen kann. So geschehen am 24.9.2024, als die SN im Rahmen eines Berichtes zum Öffi-Service („Überfüllte Öffis ärgern viele Fahrgäste“) während des Ruperti-Kirtags den Segen des S-Link anzupreisen wusste. „Genau deshalb wolle man die Kapazitäten mit einer leistungsfähigen Schienenverbindung (S-Link, Anm.) durch die Stadt Salzburg stark erhöhen“, wird dabei der Geschäftsführer des Salzburger Verkehrsverbundes zitiert. Echt jetzt?

Also genau deshalb? Oder anders interpretiert: Immer dann, wenn es einen Mega-Event bei gratis Öffi-Nutzung gibt? So, als wäre das der Normalfall, der Alltag die Ausnahme, gute Planung mit den bestehenden Ressourcen unmöglich und 2040 morgen und nicht irgendwann. Ich habe mich deshalb nach sehr kurzem Hin und Her dazu entschlossen, den Salzburger Nachrichten mit einer spontanen Reaktion in Form eines Leser*innen-Briefes meine Sicht der Dinge näherzubringen. Einem Beitrag, der wie viele vorangegangene wahrscheinlich wieder nicht veröffentlicht werden wird.

Daher voilà: Hier ist der Brief:

Event-Link

Juhu, wir kriegen eine Party-Bahn! Jetzt haben wir endlich den ersten plausiblen Grund, warum wir Steuerzahler*innen 2,5 Mrd. Euro in den S-Link (inkl. Messebahn) investieren sollen. Eine Eisenbahn, für deren Wirkung zwar das Blaue vom Himmel versprochen wird, man jedoch bislang nur plausibel nachweisen kann, dass sie in ferner Zukunft all das auch leisten können wird, wozu andere Öffis – einen ambitionierten Ausbau vorausgesetzt – schon heute imstande wären. Aber jetzt wird alles gut! Wenn der S-Link plus Messebahn zu Ruperti, zur Dult, für zwei bis drei Großevents in der Innenstadt und für die Anreise zum Christkindlmarkt auch von Personen genutzt wird, denen Öffis sonst am Allerwertesten vorbeigehen, ist der Aufwand ja gerechtfertigt. Man gönnt sich ja sonst nichts!

Gerd Sendlhofer
Gegner des S-Link, Befürworter des restlichen Salzburger Mobilitätskonzeptes