S-Link EXTRA | D | Denksportaufgaben
Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag D16 | 08.11.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.
Das 30 % Gschichtl
Von Wunsch und Wirklichkeit
Ein Fall für die SOKO Zukunft.
Achtung: Überbrückungstext – Studie noch in Arbeit
Nur für Personen, die mit der aktuellen Auseinandersetzung um den geplanten Bau der Salzburger Regionalstadtbahn „S-Link“ einigermaßen vertraut sind!
Eines der wichtigsten Argumente für den S-Link ist seine Wirkung gegen den Stau in der Stadt Salzburg. Wobei nicht klar ist, ob ihm diese magische Kraft nur entlang seiner Route oder im gesamten Stadt- und Einzugsgebiet unterstellt wird. Dabei wird immer betont, dass oberirdische Öffis mangels Platzes niemals diese Wirkung erzeugen könnten. Hier haben wir es mit einem klassischen Henne-oder-Ei-Problem zu tun. Müssen erst eine U-Bahn gebaut und ein Set an Push-Maßnahmen verordnet werden, um die Leute auf die Idee zu bringen, vom Auto auf Öffis umzusteigen? Oder lassen sich die Autos anders von der Oberfläche verbannen? Dann wäre garantiert und nicht nur hoffentlich genug Platz für mehr Öffis und Menschen in den Straßen. Dazu und zu einigen anderen Fragen bietet das S-Link-Marketing leider (noch) keine Denkanreize. Das macht mich skeptisch.
Aktuell arbeite ich an einer umfangreicheren Analyse der Verkehrszahlen, die im Rahmen des S-Link-Marketing genannt wurden. Ich mache das gerne – ich bin nämlich so etwas wie ein Daten- und Szenarien-Nerd, dem es wichtig ist, komplexe Zusammenhänge nachvollziehen zu können. Die angekündigte S-Link-Analyse braucht jedoch noch etwas Zeit.
Lassen Sie mich bitte zur Überbrückung einige Daten des S-Link-Marketing aus den Medien in den Raum stellen, die mich skeptisch gemacht haben, und ich lade Sie herzlich ein, mitzudenken.
Modal Split: Im Rahmen einer Facebook-Kampagne wurde festgestellt, dass aktuell der Anteil des öffentlichen Verkehrs am Modal Split in Salzburg bei 16 % liegt. Der Anteil des motorisierten Individualverkehrs (MIV) liegt hingegen bei 46 %. Als Daten-Quelle für meine Recherche dient die Verkehrserhebung 2022 im Auftrag des Landes Salzburg, laut der in der Stadt Salzburg tatsächlich 16 % aller Wege mit Öffis absolviert werden.
Lediglich sind es nur 30 %, für die das Auto genutzt wird. Die 46 % scheinen aus einer anderen Spalte der gleichen Tabelle zu stammen, nämlich jener für das ganze Land Salzburg, in der sich auch die Werte der Landbezirke niederschlagen. Das sagt jetzt natürlich nichts darüber aus, dass nicht trotzdem der MIV weiter reduziert werden muss. Es macht nur das erklärte Ziel, mit den Öffis (durch den S-Link) auf über 30 % Split-Anteil zu kommen, unglaubwürdig. Es stehen nämlich 16 %-Punkte weniger Split-Anteil für einen Umstieg zur Verfügung als angenommen. Außer man knabbert das Potenzial des Rad- und Fußverkehrs an …
PKW-Kilometer: Können Sie sich noch an die Meldung erinnern, dass schon durch den Bau der ersten Etappe des S-Link bis zum Mirabellplatz 30-40.000 PKW-Kilometer pro Tag eingespart werden könnten? Das wäre fast eine Welt-Umrundung. Bestätigt wird diese Zahl durch die UVP, ohne jedoch darauf hinzuweisen, dass die Einsparung nicht auf gleicher Strecke erzielt werden kann, sondern irgendwo zustande kommt. Wie auch, müssten doch pro Tag schon heute 40.000 Autos zwischen dem Hauptbahnhof und dem Mirabellplatz unterwegs sein, um sie einsparen zu können. Wahrscheinlich erfolgt ein Teil schon durch den Umstieg auf ein Öffi auf der gerade renovierten Lokalbahnstrecke, die dadurch für die Fahrgäste an Attraktivität gewinnen wird, auch ohne eine S-Link-Verlängerung um 800 Meter. Ein anderer Teil muss wohl von den anderen Öffis gekapert werden. Das vermute ich deshalb, weil der Original-Titel „KFZ-Kilometer“ vom S-Link-Marketing im Laufe der Zeit durch „PKW-Kilometer“ ersetzt wurde.
Dazu kommt, dass, es sich dabei um keine besonders lange Strecke handelt. Wenn heute 100 Personen mit dem Auto von Hallein nach Wien/Schwechat fahren, kommen sie zusammen auf exakt 33.870 Kilometer. Sollten diese vom Wiener Flughafen nach Hallein zurückfahren, braucht es nur mehr 50 Personen, die überzeugt werden müssen, die Bahn zu nutzen. Damit ließe sich übrigens auch ein Hin- und Rückflug auf der Kurzstrecke Salzburg-Wien kompensieren.
Sie sehen, es ist zumindest auf den ersten Blick durchaus Skepsis angebracht, wenn Ihnen unkommentierte Zahlen als Fakten präsentiert werden, die nicht öffentlich nachzuvollziehen sind. Vielleicht lässt sich die Projektgesellschaft ja dazu verleiten, ihre Berechnungen offenzulegen und mit meinen gegenzuchecken. So lange unterstelle ich, dass die Wirkung des S-Link gegen den Stau auf Salzburgs Straßen überschaubar und auf das klassische Öffi-Netz übertragbar ist.
Aufgabenstellung:
Teilen Sie mit mir Ihre Einschätzung:
Mit welchen Argumenten in der S-Link-Diskussion haben Sie Schwierigkeiten?
Merke: Jeder Beweis bleibt so lange eine Behauptung, solange nicht konkret erläutert wird, wie er zustande gekommen ist.
Ihr Beitrag
Bitte senden Sie mir Ihre Erfahrung zu dieser Denksportaufgabe. Ich werde ihn bei weiteren Recherchen zum Thema und der Entwicklung der Vision eines „Plans A zur Salzburger Verkehrssituation“ berücksichtigen. | *) Pflichtfeld
Datenschutzbestimmung: Ihre Antworten werden ausschließlich anonymisiert in die Arbeit der Soko Zukunft | S-Link einfließen. Die SOKO Zukunft ist ein offenes Rechercheformat zur Erörterung von Zukunftsfragen aus der Sicht betroffener Menschen. Ihre Daten werden in keinem Fall an Dritte weitergegeben.
Denksportaufgabe Nr. 016
Tipp!
Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040.
Lesetipps
Mehr Informationen zum Thema finden Sie in folgenden Beiträgen auf Unbehagen.at
016 Studie vs. Studie » | Es sind einige Studien zum S-Link im Umlauf. Was davon können sie glauben und wo ist Skepsis geboten?
D04 Klimarechnen » | Eine echt schlechte Bilanz: 600.000 Tonnen CO2, die sich nicht und nicht wegrechnen lassen.
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