S-Link EXTRA | G | Grundlinien im Projekt

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag 16 | 17.9.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

Studie vs. Studie

Vom Wettbewerb der Expert*innen

Ob sie es glauben oder nicht: Bei konkreten, klar umrissenen Projekten – wie auch der S-Link Salzburg eines darstellt – findet dieser Wettbewerb der Expert*innen eigentlich gar nicht statt. Sollte es jedoch Auffassungsunterschiede rund um die eine oder andere Hypothese zu einem Thema geben, mündet diese bestenfalls in einen Diskurs und nicht in einen Krieg der Deutungen. Das liegt in erster Linie daran, dass zur Vorbereitung kniffliger Entscheidungen meist Institute und Fachleute eingebunden sind, die professionell, seriös, nachvollziehbar und handwerklich sauber arbeiten. Das scheint auch beim S-Link in Salzburg der Fall zu sein. Wer jedoch diese Expertisen zur Waffe in (politischen) Auseinandersetzungen werden lassen kann, sind die Auftraggeber*innen. Denn sie picken sich zu oft die „Rosinen“ heraus, zitieren selektiv und suggestiv aus den Studien und halten sie unter Verschluss.

Ich empfehle Ihnen daher grundsätzlich davon auszugehen, dass jene, die sich professionell mit Antworten auf knifflige Fragen der Gegenwart und Zukunft auseinandersetzen, dies serös tun. Ganz egal, welches Lager die jeweilige Untersuchung in Auftrag gegeben hat. Vertrauen Sie ruhig darauf, dass die Studien fachlich in Ordnung sind und einer kritischen Prüfung standhalten. Ich rate Ihnen aber auch, keine veröffentlichten Studienergebnisse für bare Münze zu nehmen, solange Sie die Studie selbst nicht kennen. Denn wie bereits erwähnt, finden oftmals nur ausgewählte passende Erkenntnisse den Weg an die Öffentlichkeit – zudem oft aufbereitet durch eine PR-Kraft, die versucht, wenige Daten als „alternativlose“ Universalerkenntnis darzustellen. Ab und an werden diese sogar so weit aus dem Zusammenhang gerissen, dass die beworbene Schlagzeile mit der dahinterliegenden Studie nur noch wenig zu tun hat. Ich lehne mich daher nicht weit aus dem Fenster, wenn ich behaupte, dass auch zum S-Link gutes Erkenntnismaterial nicht immer fachgerecht weitergegeben wurde.X)

Was braucht es aber, damit ich einer Studie, Umfrage oder einem Gutachten so weit vertraue, dass ich mit ihr meine eigene Meinung hinterfrage? Am besten die Studie selbst, denn darin steht alles, was ich wissen muss, um die gezogenen Schlussfolgerungen nachvollziehen zu können. Da diese Studien jedoch meist in Besitz der Auftraggeber*innen verbleiben und zudem unter Verschluss gehalten werden, hier meine Checkliste:

  • Eine ergebnisoffene Grundeinstellung zu professioneller Erkenntnisarbeit. Das heißt Resultate auch anerkennen, wenn sie meine vorgefasste Meinung nicht bestätigen.
  • Den Auftrag, der einer Studie oder einem Gutachten zugrunde liegt. Warum, mit welchem Ziel und zu welchem Zweck wurde diese Arbeit in Auftrag gegeben?
  • Was ist NICHT Bestandteil des Auftrages?
  • Was ist die Ausgangssituation, auf die eine Untersuchung aufbaut?
  • Auf welche Daten, Erkenntnisse und auch andere Studien wird zurückgegriffen?
  • Nach welchem Studiendesign wurde vorgegangen, und in welchen Bandbreiten bzw. Szenarien wurden die Ergebnisse ermittelt?
  • Gab es Kontrollgruppen, Simulationen, Plausibilitätschecks, …?
  • Black-Box: Welches Set an Hypothesen liegt der Arbeit zugrunde, und was wurde NICHT mit einbezogen?
  • Wie sind einzelne Begrifflichkeiten zu verstehen?
  • Eine offizielle Zusammenfassung der Ergebnisse durch die Studien-Autor*innen und nicht die Auftraggeber*innen. Inklusive der Möglichkeit, vertiefend nachzuhaken.

In der aktuellen Diskussion um den S-Link wird gerade mit Studien und vermeintlichen Fakten nur so um sich geworfen, die in der Form, in der sie präsentiert werden, nicht immer seriöse Rückschluss auf die Ergebnisse der dahinter liegenden wissenschaftlichen Arbeit erlauben. Deshalb habe ich mir ganze Nächte damit um die Ohren geschlagen, um einige der präsentierten Daten und Deutungen in der S-Link-Diskussion auf ihre Plausibilität zu prüfen – mit durchaus überraschenden Ergebnissen. Dazu aber mehr in eigenen Faktenchecker-Beiträgen in diesem Blog.X)

Salzburg, 9/2024 – Gerd

PS: Wenn Sie sich selbst auf die Pirsch nach fragwürdigen Interpretationen durchaus seriöser Grunddaten machen wollen: Rechnen Sie! Nehmen Sie die mutmaßlich PR-frisierten Daten, setzen Sie sie miteinander oder mit anderen Studien und mit Messkriterien in Beziehung. Sobald Sie wissen, was wie pro Tag, pro Kilometer, pro Einheit usw. stattfindet, wissen sie auch, wo die PR den Boden der Plausibilität verlassen hat. Es ist immer noch die Macht des Offensichtlichen, die spekulative Deutungsversuche an wissenschaftlicher Arbeit gnadenlos aufdeckt.X) Sie werden sich wundern, wo Sie selbst beim S-Link dazu fündig werden …

X) Siehe verwandte/weiterführende Blog-Beiträge

Passend bzw. vertiefend zu diesem Beitrag finden Sie in diesem Blog folgende Texte:

008 Wahltaktische Eigentore » | Was tun politische Parteien in Not? Sie starten einen Wahlkampf.

Medienkritik: in Arbeit

 

Beispiele Faktenchecker:

019 An Alternativen reich » | Es braucht vor allem mehr Smartness als Alternative zum S-Link und kein anderes Mega-Bauprojekt.

021 Miese Klimabilanz » | Dass der S-Link beim Klimaschutz Wirkung zeigt, wissen wir – aber das Gesamtpaket passt eben nicht …

Zum gemeinsamen Erarbeiten von Alternativen zum S-Link und innovativer, visionärer Mobilitätskonzepte finden Sie in diesem Blog spezielle Denksportaufgaben.

Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040. Stellen Sie sich dabei vor, wie wir als Gesellschaft am sichersten dort hinkommen. Ich gebe Ihnen in diesem Blog dazu ein paar Denkanstöße, nicht mehr und nicht weniger.

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