S-Link EXTRA | M | Meta Views – der Blick aufs Ganze

Autor: Gerd Sendlhofer | S-Link Beitrag 12 | 4.9.2024
Dieser Blog-Beitrag spiegelt ausschließlich die Meinung des Autors wider. Für Ihren Informationsstand und persönliche Sicht der Dinge sind und bleiben Sie selbst verantwortlich.

Das S-Link Workbook

Versprechen sind zu halten!

Dieser Beitrag wird laufend upgedatet.

In der aktuellen Diskussion um den S-Link wurden regelmäßig Ankündigungen, Leistungsversprechen und Garantien in die Runde geworfen, die bei einem Bau der Strecke auch eingehalten werden wollen. Das reicht von der versprochenen Wirkung der Eisenbahn gegen den Stau über die finanzielle Potenz des Landes bis hin zu weiteren Ausbau- und Infrastrukturmaßnahmen, die in der Pipeline auf ihre Realisierung warten.

Aufgabe dieser Seite ist es, all diese Versprechen auf ihre Plausibilität hin zu überprüfen, zu archivieren und über den Lauf der Jahre auch einzufordern. Die hier genannten Punkte repräsentieren übrigens ausschließlich jene Zusicherungen, die seitens der Politik und der Projektgesellschaft den Bürger*innen in Info-Veranstaltungen oder via Medien ausgerichtet wurden. Das ist bzw. war der Wissensstand der Wähler*innen zum Zeitpunkt der Volksabstimmung.

Dazu hat sich im Laufe der Zeit herausgestellt, dass die meisten Versprechungen als Marketing-Slogans formuliert waren. Sie blieben inhaltlich unkonkret, also „wischi-waschi“ und sind damit kaum messbar.
Aber: Wir machen sie messbar und halten sie in der öffentlichen Wahrnehmung – versprochen.

Check 01: Hält die Kostengarantie?

Versprechen (direkt): Der Bau des S-Link vom Hauptbahnhof bis nach Hallein kostet je nach Variante nicht mehr als rund 2 bzw. 2,2 oder 2,9 Mrd. Euro (Summe aller Aufwendungen per 2040 zum jeweiligen Nennwert).

Link: https://unbehagen.at/was-kostet-ein-tunnel/

Update(s): Bereits eingepreist sind darin neben den allgemeinen Risiken konkret:

  • Die Mehrkosten für grünen Zement und den erhöhten Betonbedarf (Seeton)
  • Die nötigen Ablösen und Adaptierungsarbeiten der Alpenstraße bei oberirdischer Trassenführung (derzeit fehlen an neuralgischen Stellen rund 6-8 Meter Breite auf die SOLL-Trasse)
  • Die komplette Unterführung der Kreuzung Anif und deren frühzeitige Tieferlegung.
  • Die Lösung des 1.000 Volt Bahnstrom-Problems (Umrüstung, Übergangsstrategie, Mehrkosten). Angesichts der Tatsache, dass dieses Problem seit längerer Zeit bekannt ist, ist davon auszugehen, dass die Kosten in diesem Zusammenhang eingepreist sind!
  • NEU: In einem ORF Beitrag Anfang November wurden die Gesamtkosten des S-Link schon mit 2,2 bis 3 Milliarden Euro beziffert (Autsch)!
Check 02: Ist die Alpenstraße S-Link-tauglich?

Versprechen (direkt): Laut Projektgesellschaft und den Grünen (Aussendung), ist die Alpenstraße dafür geeignet, den S-Link aus der Stadt in Richtung Süden zu führen. Und zwar inklusive Haltestellen, 2 Fahrspuren, die nötigen Abbiegespuren, Radwege, Businfrastruktur, Grünstreifen und ohne stark in die bestehende Infrastruktur entlang der Trasse eingreifen zu müssen.

Link: https://unbehagen.at/bitte-nachmessen/

Update(s): Was hat sich inzwischen getan?

  • Ein überarbeitetes Rendering des betroffenen Straßenzuges weist eine Bedarfslücke von mindestens 10-12 Metern auf. Eine klärende Grundrisszeichnung würde seitens der Projektgesellschaft bis dato noch nicht geliefert.
Check 03: Ende mit der Stauproblematik

Versprechen (direkt): NUR mit dem Bau des S-Link kann es gelingen, die städtischen Verkehrsflächen autofrei und den verbleibenden Verkehrsfluss flüssig zu halten. Damit wird Salzburg (2035/40, Anm.) staufrei. Reichweite: Ganz Salzburg, nicht nur die Innenstadt!

An dieser Stelle sei angemerkt, dass es den Salzburger*innen durchaus bewusst ist, dass der Kampf gegen den Stau nur ein Mix aus vielen verschiedenen Maßnahmen und Angeboten sein kann, bei dem ein Gutteil des Erfolges durch eine zukunftsorientierte Politik und nicht durch ein einzelnes Infrastrukturprojekt eingefahren wird. Auch ist bekannt, dass ein Set aus alternativen Lösungen gegen den Stau ähnlich Effekte zeitigen könnte, wie der S-Link. Deshalb ist dieses Versprechen in einer finalen Bewertung davon abhängig, welchen Teil der S-Link kausal für die Reduktion des Individualverkehrs geleistet haben wird. Geht es nach den Verantwortlichen, den entscheidenden.

Link: Das 30 % Gschichtl »
Denksportaufgabe zur Plausibilität jener Zahlen, die seitens der Betreiber*innen als Modal-Split-Ziel veröffentlicht wurden.

Check 04: Mehr Lebensqualität

Versprechen (direkt): Mit dem Zeitalter des S-Link wird in Salzburg die Lebensqualität spürbar steigen.

Klar ist dabei noch nicht, wie letztendlich in einer Stadt, die zu den lebenswertesten weltweit zählt, die Lebensqualität noch weiter gesteigert werden kann, ohne dekadent zu werden. Wenn es jedoch darum geht, dass durch die Beseitigung von Stau der Lebensqualität der Innenstadt-Salzburger*innen ein weiterer Schub verliehen werden soll, sollte sichergestellt sein, dass das nicht auf Kosten der anderern 90% der Bevölkerung geht, auf welche die aktuellen Verkehrsprobleme übertragen werden.

Link: Denksportaufgabe https://unbehagen.at/stau-und-lebensqualitat/ »

Check 05: Autos weg aus der Innenstadt

Versprechen (direkt): Der Rudolfskai wird autofrei und die Imbergstraße wird zum Straßen-Gegenverkehr.

Auch wenn sich heute noch niemand so richtig vorstellen kann, wie die örtlichen Herausforderungen gemeistert werden sollen, die Idee ist genial, der Umsetzungszeitraum nicht vom Bau des S-Link abhängig und, wie schon öfter erwähnt: „Alles ist beherrschbar“.

Link: Denksportaufgabe https://unbehagen.at/links-und-rechts-vom-fluss/ »

Check 06: Kein Ausweichverkehr

Versprechen (indirekt): Es gibt während der Baustellen Salzburg Nord und Süd kaum nennenswerten Ausweich-Straßenverkehr durch andere Stadtregionen.

Was für die Baustelle Rainerstraße so beschreiben wird, wird suggestiv auch für den Bauabschnitt Alpenstraße – Anif weitergereicht. Wohlwissend, dass es angesichts der Unmengen an Aushub und einer jahrelangen De-Facto-Sperre einer der wichtigsten Verkehrsrouten Salzburgs, berechtigte Bedenken gibt.

Check 07: Keine Schäden an historischen Gebäuden

Versprechen (direkt): Die Wahrscheinlichkeit, dass durch den Tunnelbau Schäden an historischen Gebäuden entstehen werden ist so gering, dass dieser Fall als unbedenklich einzustufen ist.

Es gibt zwar Gegengutachten. Ob aber tatsächlich (nennenswerte) Schäden entstehen, wird wohl erst die Geschichte zeigen. Solange übernimmt wohl der „Bauherr“ das Risiko.

Check 08: Weltkulturerbe-gerecht

Versprechen (indirekt): Es werden nur UNESCO-kompatible Bauteile, Ausgänge und Haltestellen gebaut.

Unter anderem geht es um die Oberflächenstruktur des Ausgangs Mozartplatz, der u. a. auch für die Fahrrad-Garage genutzt werden muss.

Check 09: 100 % Salzburger Mobilitätslösung

Versprechen (indirekt): Es werden alle Teile der Salzburger Mobilitätslösung umgesetzt.

Im Rahmen einer Gesamtverkehrslösung wurden die Messebahn, die Stieglbahn, die Anbindung von Wals, die Durchbindung der Regionalbusse, der Ausbau des Radwegenetzes etc. „mitverkauft“. So, wie es bei den Salzburger*innen angekommen ist, sollte da 2040 die Deadline gezogen sein.

Check 10: Mit den ÖBB im Einklang

Versprechen (direkt): Einzelne Streckenteile der ÖBB können bei Bedarf ohne Probleme vom S-Link mitbenutzt werden.

Dazu gibt es wegen der noch offenen Bahnstrom-Frage jedoch noch massive Bedenken.

Link: Denksportaufgabe https://unbehagen.at/das-1000-volt-dilemma/ »

Check 11: 2.000 Radstellplätze

Versprechen (direkt): Die Rad-Garage am Mozartplatz für 2.000 Fahrräder wird definitiv gebaut.

Sie müsste über den Zugang zur Haltestelle Mozartplatz erreichbar und sowohl für Menschen als auch Räder rund um die Uhr sicher nutzbar sein.

Check 12: Touristenströme

Versprechen (direkt): Der gesamte Tages- und Bustourismus wird künftig vorwiegend über die P&R-Plätze Messe und Salzburg Süd/Anif abgewickelt.

Dazu bräuchte es 1000e zusätzliche Auto-Stellplätze und Infrastruktur, die in diesem Fall schon in der Planung und der Kostenschätzung berücksichtigt sein müssten. Offen ist zudem, ab wann alles zur Verfügung stehen wird.

Check 13: Weniger private Autos

Versprechen (indirekt): Der Fahrzeugbestand in Salzburg wird (nur!) durch den S-Link sinken.

Diese Ankündigung mag an dieser Stelle fremd wirken. Das Verschrotten und nicht Nachkaufen von Autos ist jedoch zentraler Bestandteil der Berechnung der CO2-Amortisation des Projektes (optimistische Variante).

Check 14: Der Hanuschplatz verliert an Bedeutung

Versprechen (direkt): Mit Bau des S-Link werden keine Umstiege in Busse mehr nötig sein, die nach der Staatsbrücke stadteinwärts nach rechts abbiegen.

Da die zentrale Haltestelle in der Innenstadt am Mozartsteg liegt, wird dann auch der gesamte Innenstadt-Busverkehr über den Mozartsteg geführt.

Check 15: Fahrplan-Takt

Versprechen (direkt): Es werden tagsüber in der Innenstadt Züge im 7,5-Minuten-Takt verkehren.

Müssen sie auch, denn wenn die Strecke sowohl von der Messe als auch vom Flachgau alle 15 Minuten beschickt wird, kommt alle 7,5 Minuten im Zentrum ein Tramtrain vom Norden an. Dieser Takt wird wohl auch aus Salzburg Süd retour geführt werden. Das sind alle dreidreiviertel Minuten ein Zug am Mozartsteg, davon 80 % der Strecke (fast) leer.

Link: Denksportaufgabe https://unbehagen.at/untergrundverkehr/ »

Check 16: Begegnungszonen

Versprechen (direkt): Nach der Wiederversiegelung der Baustelle entlang der Rainerstraße, wird diese als verkehrsberuhigte Begegnungszone gestaltet.

Zumindest versprechen das die Imagebilder, mit denen im Wahlkampf auf Stimmenfang gegangen wurde.

Check 17: Verbindliche Zeitpläne

Versprechen (indirekt): Der Bau des S-Link bis Hallein wird spätestens 2040 über die Bühne gegangen sein.

Dafür scheint die jetzige Planung noch reichlich Puffer zu bieten. Wichtiger wäre es hingegen, abschätzen zu können, wann und wie lange die einzelnen Bauabschnitte tatsächlich brauchen werden. Dass dazu aber niemand ein Versprechen abgeben möchte, ist der Unberechenbarkeit der Baubranche geschuldet und okay.

Check 18: Bis nach Hallein

Versprechen (direkt): Der S-Link wird bis nach Hallein geführt (koste es, was es wolle)

Dafür steht nicht nur die Projekthistorie. Vor allem sprechen für das Vorhaben die Einbeziehung des Tennengaus in die Abstimmung, die politisch forcierte Aussage, dass nur die gesamt Strecke Sinn mache, die aktuelle Kostenplanung, die gegenüber der Öffentlichkeit als „safe“ dargestellt wird, die bevorstehende UVP-Einreichung oder die angekündigte Anbindung von Leube oder einer Königseebahn.

Gegen eine Einlösung dieses Versprechens spricht, dass

  • die Gesamtkosten voraussichtlich weiter explodieren werden,
  • die Alpenstraße nicht ohne große Schwierigkeiten oberirdisch durchbunden werden kann und man auf eine teure unterirdische Variante ausweichen muss,
  • die Abzweigung nach Salzburg Süd/Aigen/Elsbethen ohnehin als Trassen-Ende eingeplant sein könnte,
  • die UVP der Trasse durch den Rifer Grüngürtel nicht bestanden wird oder das Projekt extrem verteuert und
  • dass es, aus welchen Gründen auch immer, ein Exit-Szenario braucht.

Ich halte Sie gerne über neue Versprechen und Entwicklungen auf dem Laufenden.

Salzburg, 9/2024 – Gerd

Tipp!

Es geht um Ihre, nicht meine Meinung. Treten Sie daher bitte einen großen Schritt zurück und werfen Sie einen Blick auf das „große Ganze“. Auf ein plausibles, machbares Big Picture des Lebensraumes Salzburg im Jahr 2040. Stellen Sie sich dabei vor, wie wir als Gesellschaft am sichersten dort hinkommen. Ich gebe Ihnen in diesem Blog dazu ein paar Denkanstöße, nicht mehr und nicht weniger.

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